Handball

Die Angst vor den Tischtennisplatten

Warum Köln 2016 als WM-Austragungsort eigentlich eine Absage erhalten hat.

19.01.2019

Von Sebastian Schmid

Köln. Bob Hanning hat die alte Geschichte nicht vergessen, doch inzwischen kann der DHB-Vizepräsident über die damals schlagzeilenträchtige Posse schmunzeln. Im März 2016 kam es zu einer kuriosen Kollision in Köln. Nachdem die Haie in der Eishockey-Bundesliga ins Halbfinale eingezogen waren, war die Lanxess-Arena für einen Abend doppelt vergeben worden: Zum einen an die Haie für ihr Heimspiel gegen München, zum anderen an die deutschen Handballer für eine Partie gegen Dänemark, für die bereits im Vorverkauf 13 000 Karten abgesetzt worden waren.

Letztlich musste der DHB auf Samstag ausweichen, was Hanning derart aufregte, dass er eines klar stellte: „Für mich ist Köln als Spielort bei der WM 2019 ad acta gelegt. Sonst stellen sie da am Ende noch Tischtennisplatten rein.“

Da die Rhein-Metropole mit ihrer 19 000 Zuschauer fassenden Arena aber seit der WM 2007 als Handball-Hexenkessel gilt, war schnell klar, dass die Drohung des 50-Jährigen nicht haltbar ist. Zwölf Jahre nach dem Wintermärchen ziehen die deutschen Handballer deshalb erneut in die Lanxess-Arena ein, um Geschichte zu schreiben. Die Erwartungen an die Fans sind bei den DHB-Akteuren riesig. „Ich war damals beim Halbfinale gegen Frankreich als Zuschauer in der Halle – und bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich daran denke“, sagte Keeper Andreas Wolff vor dem Umzug. Hannings Erwartungen sind deutlich geringer: „Ich bin schon froh, wenn keine Tischtennisplatten dastehen“, sagte er schmunzelnd.

Doch auch er weiß, dass die Arena einen großen Teil zum Titeltriumph 2007 beigetragen hat. Angetrieben von den 19 000 Fans, steigerte sich das Team von Trainer Heiner Brand von Spiel zu Spiel, gewann das Viertelfinale gegen Spanien (25:23), setzte sich dann in einem der dramatischsten Spiele der deutschen WM-Geschichte mit 32:31 nach zweimaliger Verlängerung gegen Frankreich durch und krönte sich durch einen 29:24-Finalerfolg gegen Polen das dritte Mal zum Weltmeister. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ von „Die Höhner“ wurde landauf, landab von allen Handballern mitgesungen und war die Hymne des Wintermärchens. Diesen Geist von Köln wollen Kapitän Uwe Gensheimer und Co. gemeinsam mit den Fans nun wieder beleben.

Stefan Löcher hat die Geschichte von damals übrigens ebenfalls nicht vergessen: Der Arena-Geschäftsführer hat in Anspielung auf Hannings Befürchtung ein Video gepostet, in dem mitten auf dem Spielfeld eine Tischtennisplatte zu sehen ist. Offensichtlich nehmen alle Beteiligten die Geschichte von damals mit Humor.