Diamantene Hochzeit: Sie teilten ihren Arbeitsalltag

Begonnen hat ihre Geschichte 1961 im Hotel Alte Krone in Lustnau. Margarete Kehrer arbeitete dort als Bedienung und fiel dem jungen Kurt Kehrer sofort auf. Die gebürtige Baiersbronnerin war schon einmal in der Gegend gewesen, als sie in Reutlingen bei einem Ehepaar im Haushalt mitgearbeitet hatte. Sie beschloss, sich gegen den Willen ihres Onkels im Hotel Alte Krone in Lustnau für eine Ausbildung zu bewerben. Kurt Kehrer kam regelmäßig nach der Gymnastik dorthin, um mit seinen Freunden noch einen Absacker zu trinken. Dabei fiel ihm die junge Kellnerin auf. Es folgten gemeinsame Spaziergänge, bis sie sich am 2. Februar 1963 schließlich das Ja-Wort gaben – sie war damals 19, er 23. Im April des gleichen Jahres folgte die Geburt des ersten Kindes, ihrer Tochter Susanne. Kehrers bekamen noch vier weitere Kinder, drei Söhne und eine Tochter.

Kurt Kehrer arbeitete als gelernter Flaschner in der damaligen Frottierweberei Egeria. Seine Frau fand dort ebenfalls eine Anstellung. Das Paar arbeitete sein ganzes Leben zusammen – erst in der Egeria, später übernahmen sie gemeinsam die Hausmeisterpflichten in der Turnhalle Lustnau. „Wir waren immer beieinander. In der Egeria haben wir uns viel gesehen“, erzählt Margarete Kehrer. Die gemeinsame Zeit in der Lustnauer Turnhalle war anspruchsvoll, aber auch schön. Sie mussten jedes Wochenende arbeiten, weil immer irgendwelche Feiern waren: „Viel mehr als heute“, bekundet der gebürtige Lustnauer melancholisch. Mehr als einmal mussten die Kinder zu den Großeltern gebracht werden, weil die Eltern im Einsatz waren. „Es war sehr interessant. Da war immer was los. Einmal hat der ehemalige OB Eugen Schmid seinen Geburtstag in der Turnhalle gefeiert“, berichtet Kurt Kehrer.

„Die Geburten der Kinder waren sehr schön für uns“, beschreibt der fünffache Vater Höhepunkte der Ehe. Wie nah Glück und Unglück beieinander liegen, musste das Ehepaar erfahren, als ihr viertes Kind mit nur fünf Jahren auf der B27 von einem Auto überfahren wurde und starb.

Doch die Kehrers ließen sich nicht unterkriegen. Noch heute haben sie einen engen Familienzusammenhalt und telefonieren regelmäßig miteinander, auch die fünf Enkelkinder, die den Familienkreis erweitert haben. „Wenn mal jemand eine Woche nicht anruft, fragt Mama gleich, ob man beleidigt mit ihr ist“, erzählt Tochter Susanne. Das Geheimnis einer guten Ehe liege im Durchhalten, betont das Ehepaar. Probleme gebe es in jeder Ehe. Man redet eine Weile nicht miteinander, und dann ist es wieder gut.

Vor anderthalb Jahren gab es einen erneuten Rückschlag, als Kurt Kehrer einen Schlaganfall hatte. Mittlerweile geht es ihm aber wieder gut, und er freut sich aufs Fest. Sogar die beste Freundin der Jubilarin, die schon als junges Mädchen mit ihr in Reutlingen gearbeitet hatte, kommt zur Diamanten Hochzeit. Der größte Wunsch des Paares: „dass wir noch lange gesund bleiben.“