Natur

Deutschlands kranke Wälder

Vier von fünf Bäumen haben lichte Kronen. Den Besitzern brechen wichtige Einnahmen weg.

25.02.2021

Von LAURA LIBOSCHIK

Berlin. Was den Wald angeht, war schon 2019 ein Rekordjahr – im negativen Sinne. Noch nie waren seit der Erhebung des Baumbestands im Waldzustandsbericht mehr Bäume abgestorben. Und 2020 ging es weiter: Der Zustand des Waldes verschlechterte sich noch mehr, und seit drei Jahren wird es immer trockener. Das geht aus dem aktuellen Bericht hervor, den Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch vorstellte. „Das ist bedrückend und macht mir Sorgen“, sagte sie.

Vier von fünf Bäumen haben lichte Kronen. Bei den Fichten sind es 79 Prozent, bei Kiefern und Eichen 80 Prozent, bei Buchen sogar 89 Prozent. Die Baumkronen seien das Fieberthermometer unseres Waldes, betonte die Ministerin, und das zeige: „Unsere Bäume sind krank.“ Die Fläche abgestorbener und von Ungeziefer befallener Bäume, die wieder bewaldet werden müsste, sei größer als das Saarland. Die Waldbesitzer trifft das hart: „Die Einnahmen aus dem Wald sind weggebrochen“, bestätigt Hans-Georg von der Marwitz, Präsident der Waldbesitzer und CDU-Bundestagsmitglied aus Brandenburg.

Die Landwirtschaftsministerin hat beim Waldgipfel bewirkt, dass insgesamt 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden. Mehr als die Hälfte davon für die Räumung von Schadflächen, für Reinigung und Abtransport an wieder zu bewaldenden Flächen, um gesunde Bäume zu schützen. 700 Millionen Euro sind für Investitionen vorgesehen, davon 500 Millionen für die Aufforstung – allerdings nur, wenn ein Zertifikat für nachhaltigen Wald vorliegt –, denn „Mischwälder sind die Zukunft“, unterstreicht Klöckner.

Von der Marwitz stimmt zu: Es müssten auch fremdländische Baumarten her, die mit der Trockenheit besser zurecht kämen, ältere Bäume seien nicht so robust. „Der Wald ist systemrelevant, er ist Klimaschützer“, sagt er. Bäume binden große Mengen an Kohlenstoff. Er spricht sich deshalb dafür aus, dass fünf Prozent der CO2-Bepreisung in den Wald investiert werden. Denn: „Wie soll jemand ohne Einnahmen aufforsten?“ Julia Klöckner sagte, es gebe bereits eine Arbeitsgruppe: „Wenn der Ausstoß einen Preis hat, muss es auch belohnt werden, wenn CO2 gebunden wird.“ Laura Liboschik

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Erstellt:
25.02.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 25.02.2021, 06:00 Uhr

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