Erste Biber-Sichtungen im Stadtgebiet

Deutschlands größter Nager ist auf gefährlicher Durchreise in Tübingen

Als Hans-Jörg Pfeiffer montagmorgens wie immer vor der Arbeit mit seinen Hunden spazieren ging, wurde er durch das Schnattern einer Ente auf die nahe gelegene Steinlach aufmerksam. „Ich bin dann hin und hab gesehen, wie sich etwas im Wasser bewegt“, berichtet Pfeiffer.

22.06.2018

Von Peter Strigl

Archivbild: Kuball

Archivbild: Kuball

Schnell identifizierte er die Silhouette als die eines Bibers. „Ich hab dann mit dem Handy Fotos gemacht.“ Weil sie allerdings stark herangezoomt sind, erkennt man nicht viel auf den Bildern. Pfeiffer aber hatte noch Gelegenheit, den Biber einige Minuten beim Schwimmen zu beobachten.

„Man darf nicht vergessen, dass der Fluss ein Stück weiter oben naturbelassen ist“, sagt Pfeiffer, dem die Sichtung auf Höhe der Firma Paul Horn im Steinlachwasen gelang. Von dort sei das Tier wohl gekommen, vermutet er. Auch seine Chefin habe ihm erzählt, vor fünf, sechs Jahren einmal dort einen Biber gesehen zu haben.

Pfeiffers Biber-Sichtung in Tübingen ist die zweite innerhalb kürzester Zeit. Vor wenigen Wochen hatte eine Leserin dem TAGBLATT ein Exemplar in der Schaffhausenstraße gemeldet. Das war allerdings überfahren worden. Ein Lieferwagen hatte den Biber wohl übersehen, als der auf dem Landweg das Stauwehr überwinden wollte. Dabei habe es sich um ein Jungtier gehandelt, sagt die Tübinger Kreisökologin Nina Bastian. „Die Jungen wandern.“

Nur die jüngsten zwei Generationen an Jungbibern dürfen mit im Bau der Eltern leben, erklärt der ehrenamtliche Biber-Beauftrage des Kreises, Udo Dubnitzki. Die älteren Geschwister suchen sich dann ein neues Revier. Das überfahrene Jungtier lebte nach Einschätzung Dubnitzkis zwischenzeitlich auf Höhe der Kläranlage, wo man über Wochen frische Bissspuren fand, die nun ausblieben.

Wo das Tier letztendlich herkommt, kann Dubnitzki aber nicht mit Sicherheit beantworten. Bisher weiß man von Bibern vor allem im Ammertal und am Kirchentellinsfurter Baggersee. „Das an der Ammer ist höchstwahrscheinlich ein Pärchen“, so Dubnitzki. Einer der beiden wurde schon im alten Botanischen Garten gesichtet.

Bastian und Dubnitzki würden sich freuen, wenn sich die Biber auch in der Stadt ansiedelten. Vor über 100 Jahren wurde der letzte Nager geschossen. „Wenn etwas stört, wird es rigoros ausgerottet“, kritisiert Dubnitzki.

Etwaige Bedenken zerstreut Bastian: „Die schaffen es niemals, den Neckar aufzustauen.“ Das machen die Nager nur, damit ihre Eingänge unter Wasser liegen. Und das sei im Neckar ohnehin gegeben.

Auch im Kreis habe es bis jetzt keine Probleme mit den neuen Nachbarn gegeben. „In der Größenordnung reden wir da aber von ein paar“, gibt Bastian zu Bedenken. In anderen Kreisen gebe es deutlich mehr.

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Erstellt:
22.06.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 22.06.2018, 01:00 Uhr

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