Schulen

Deutschland beim Unterrichtsausfall weit vorne

Nur in Lettland fielen noch mehr Stunden aus. OECD sieht großen Nachholbedarf in zentralen Fächern.

17.09.2021

Von Michael Gabel

Berlin. Geschlossene Schulen, Wechselunterricht: Deutschland ist bei einem Bildungsvergleich zu Beeinträchtigungen des Schulbetriebs während der Corona-Pandemie auf dem vorletzten Platz gelandet. Nur Lettland schneidet in der von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erstellten Studie noch schlechter ab. An der Spitze mit den wenigsten Einschränkungen seit Beginn dieses Jahres liegen die Schweiz, Schweden und Spanien. Das Versäumte wieder aufzuholen, sei eine der größten Herausforderungen im deutschen Bildungssystem, sagte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher am Donnerstag bei der Vorstellung der Studie.

Doch das werde nicht einfach, betonte Schleicher. Denn trotz der inzwischen an vielen Orten eingeführten Ganztagsbetreuung sei die Lernzeit in der Bundesrepublik gegenüber anderen Ländern immer noch relativ gering. An den Grundschulen würden jährlich im Schnitt rund 750 Stunden mit Lernen verbracht, heißt es in der Studie „Bildung auf einen Blick 2021“. Beim Spitzenreiter Costa Rica sind es dagegen fast 1200. Letzter im 39-Länder-Vergleich ist in dieser Hinsicht Polen.

Digitalisierung soll helfen

Hoffnungen, dass die Lernzeit an deutschen Schulen in absehbarer Zukunft steigt, verbindet Schleicher mit dem vor kurzem für Grundschulkinder beschlossenen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Der wird aber erst bis 2029 vollständig umgesetzt. Die endlich in Gang gekommene Digitalisierung könne ein Mittel sein, um den Unterricht effizienter zu gestalten. Sie solle aber nicht nur dabei helfen, weitere pandemiebedingte Ausfälle zu vermeiden, sondern biete viele zusätzliche Chancen, etwa im Biologie- und Chemieunterricht, indem virtuelle Labore eingerichtet werden, oder, indem Lehrkräfte besser zusammenarbeiten.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) wies angesichts der Studie darauf hin, dass sich wohl „erst in den kommenden Monaten“ zeigen werde, wie groß die durch die Pandemie entstandenen Lernlücken bei den Kindern und Jugendlichen genau sind. Mit dem zwei Milliarden Euro teuren „Aufholprogramm“, das auch Nachhilfe an Nachmittagen und in den Ferien umfasst, wolle man die Probleme verstärkt angehen.

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Erstellt:
17.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 17.09.2021, 06:00 Uhr

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