Europameister in Feierlaune

Deutsche Handballer lassen es nach dem Sensationstriumph krachen

Kaum hatten die deutschen Handballer als frischgebackene Europameister die Goldmedaille um den Hals, fiel die Anspannung der vergangenen Woche von den Spielern ab und die Sprüche saßen recht locker.

01.02.2016

Von SWP

Grenzenloser Jubel: Als mit dem Schlusspfiff die Sensation im EM-Finale perfekt war, gab es für die deutschen Handballer kein Halten mehr. Foto: afp

Grenzenloser Jubel: Als mit dem Schlusspfiff die Sensation im EM-Finale perfekt war, gab es für die deutschen Handballer kein Halten mehr. Foto: afp

Krakau. Als der sensationelle EM-Sieg der deutschen Handballer in Polen eingetütet war und die Spieler in ihren schwarzen T-Shirts mit der Aufschriften "Bad Boys" und "Europameister" sowie der Goldmedaille um den Hals durch die Katakomben der Krakauer Tauron-Arena liefen, gab es nur noch eine Frage. Wie kommt man möglichst schnell an alkoholische Getränk?

Carsten Lichtlein erinnert sich nach dem 24:17-Finalsieg gegen Spanien sogar an 2004, als Deutschland zum bis gestern einzigen Mal Europameister geworden ist. "In Slowenien war das Bier alle, bis wir ins Hotel gekommen sind." Deshalb beeilten sich gestern alle.

Andreas Wolff, der mit einer unglaublichen Leistung großen Anteil am Triumph hatte, war schon weiter als sein Kollege, gab seine Interviews mit einem Bier in der Hand und flunkerte die TV-Moderatorin ein wenig an. Was schöner sei, die EM zu gewinnen oder aufs Oktoberfest zu gehen, wurde der 24-Jährige gefragt. "Europameister werden", sagte Wolff - und gab erst als die Dänin weg war zu, dass er noch nie auf dem Oktoberfest war.

Als der EM-Traum Realität geworden war, fiel die Anspannung der vergangenen Wochen von der jungen Mannschaft ab - und die "Bad Boys" waren in Plauderlaune und hauten ein paar Sprüche raus. Finn Lemke, sonst eher verschlossen, offenbarte einen Einblick in sein Inneres während des Finales. "Ich blocke den ersten Ball und denke: Alter, für die geht heute gar nichts! Und diese Einstellung überträgt sich dann auf die anderen Sechs. Man fühlt sich in dem Moment schon sehr, sehr stark", erzählte der 23-Jährige, der bei der EM die Abwehrreihe zusammen hielt.

Teammanager Oliver Roggisch war angesichts der Abgeklärtheit der mit 24,6 Jahren jüngsten Truppe des Turniers beeindruckt: "Das fühlt sich unglaublich an. Das sind alles Jungs mit 23 Jahren und keinem Bartwuchs." Lichtlein, der 2004 beim EM- und 2007 beim WM-Sieg schon dabei war, war angesichts seiner 35 Lebensjahre von Roggisch sicherlich nicht gemeint, musste sich dafür aber andere Sprüche anhören. Jannik Kohlbacher, mit 20 der Jüngste, redete den Team-Oldie mit "Opa" an - doch gestern war alles erlaubt. Lichtlein nahm es mit Humor und schlug sogar die passende Schlagzeile vor: "Der Opa und seine Rasselbande".

Bundestrainer Dagur Sigurdsson, gemeinsam mit seinen Co-Trainern Axel Kromer und Alexander Haase der Vater des Erfolgs, war einfach nur glücklich. "Das ist einfach eine tolle Truppe. Ich kann mich bei den Jungs nur bedanken." Eineinhalb Jahre nach seinem Amtsantritt hat der akribische Arbeiter das Team zum überraschenden EM-Titel geführt - nur zwei Jahre nachdem Deutschland zum ersten Mal überhaupt nicht bei einer EM dabei war und ein Jahr nachdem es nur dank einer Wildcard an der WM teilnehmen durfte, da zuvor die Qualifikation vergeigt worden war. "Und jetzt wir ganz oben", sagte Sigurdsson.

So märchenhaft die EM für die gesamte Mannschaft ist, für einen war es noch ein wenig märchenhafter. Kai Häfner saß vor einer Woche noch zu Hause auf dem Sofa, nachdem Sigurdsson den besten Feldtorschützen den Bundesliga zunächst zu Hause gelassen hatte. Nach den Verletzungen von Steffen Weinhold und Christian Dissinger wurde der 26-Jährige gemeinsam mit Julius Kühn nachnominiert. 15 Tore in drei Spielen, sieben im Finale, den entscheidenden Treffer im Halbfinale - Häfner ist der Held des Wintermärchens. "Wenn mir jemand vor sieben Tagen gesagt hätte, dass ich heute Europameister bin, dann hätte ihn für verrückt erklärt und gesagt: Geh und hol dir Hilfe."

Deutlich weniger besorgt als Lichtlein war übrigens Martin Strobel, was den Biernachschub betraf. Der Balinger war sich sicher: "Wir werden den Elektrolyt-Haushalt ganz gut auffüllen." Das taten die Europameister nicht mit Wasser.

Triumph: Deutschlands Handball-Nationaltrainer Dagur Sigurdsson reckt inmitten seiner Spieler den EM-Pokal in die Höhe. Foto: dpa

Triumph: Deutschlands Handball-Nationaltrainer Dagur Sigurdsson reckt inmitten seiner Spieler den EM-Pokal in die Höhe. Foto: dpa

Empfang für die EM-Helden heute live in der ARD

Dankeschön Zwei Wochen lang haben die Handball-Fans in der Heimat mit der Nationalmannschaft mitgefiebert und die Daumen gedrückt, heute wollen sich die Spieler für die Unterstützung bedanken. Direkt nach der Ankunft in Berlin am Flughafen Tegel geht es in die Max-Schmeling-Halle, wo ab 15 Uhr das Fanfest stattfindet. Die ARD überträgt von 16.10 Uhr bis 17 Uhr live vom Empfang der EM-Helden. „Wir haben in Polen gespürt, wie die Euphorie rund um dieses Team von Tag zu Tag gewachsen ist. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir unseren Fans etwas zurückgeben und mit ihnen feiern“, sagt DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Unter anderem wird DJ Ötzi auftreten, dessen Song „Sweet Caroline“ bei der EM in den Hallen als Stimmungsmacher diente.

Zum Artikel

Erstellt:
01.02.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 18sec
zuletzt aktualisiert: 01.02.2016, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport