„Schmerzhaft wie ein Zahnarztbesuch“

Deutsche Basketballer lassen Bundestrainer Chris Fleming beim Supercup phasenweise leiden

Die deutschen Basketballer wurden beim Supercup hinter Russland Zweiter. Bundestrainer Chris Fleming fühlte sich phasenweise wie beim Zahnarzt.

22.08.2016

Von SEBASTIAN SCHMID

Point Guard Maodo Lo (Mitte) muss sich erst noch in seiner neuen Rolle als Starter in der Nationalmannschaft zurechtfinden. Foto: Oliver Schulz

Point Guard Maodo Lo (Mitte) muss sich erst noch in seiner neuen Rolle als Starter in der Nationalmannschaft zurechtfinden. Foto: Oliver Schulz

Neu-Ulm. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft hat den Titel-Hattrick beim Supercup verpasst. Nach dem 75:66-Auftaktsieg gegen Finnland unterlag das Team von Bundestrainer Chris Fleming am Samstag in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm Russland mit 73:92. Damit war bereits vor dem abschließenden 80:61-Erfolg gestern gegen die sieglosen Polen klar, dass die Auswahl des Deutschen Basketball-Bunds zum ersten Mal seit 2013 das Vier-Länder-Turnier nicht als Erster beenden wird. Damals wurde Deutschland, ebenfalls in Neu-Ulm, Letzter. Den Supercup sicherte sich Russland, das alle drei Partien gewann und mit Timofey Mozgov angetreten war, der im Juni mit den Cleveland Cavaliers NBA-Champion geworden ist.

Zehn Tage vor dem Start der Qualifikation zur Europameisterschaft 2017 gegen Dänemark zog Fleming trotz des verpassten Turniersiegs eine positive Bilanz. „Wenn man sieht, wo wir vor drei Wochen in Würzburg gestartet sind und jetzt stehen, dann ist es ein extrem großer Fortschritt.“ In der EM-Qualifikation warten auf Deutschland neben Dänemark noch Österreich und die Niederlande. Die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) geht als Favorit in die Gruppe.

Vor allem der gestrige Sieg stimmte Fleming zuversichtlich, dass die Teilnahme an der EM gelingt, die in Israel, Rumänien, Finnland und der Türkei ausgetragen wird. „Wir haben am letzten Spieltag unser Mojo gefunden“, sagte der 46 Jahre alte Amerikaner. Als Mojo wird gemeinhin ein Glücksbringer bezeichnet – und der war im Fall der deutschen Mannschaft gegen Polen eine gegenüber den vorangegangenen Spielen verbesserte Defensive und eine strukturiertere Offensive. Fleming: „Da hatten wir den Spielfluss, den wir davor nicht hatten.“ Für den Trainer waren die Partien seines Teams bislang nicht immer einfach anzusehen. „Wir hatten Phasen, die waren schmerzhafter als ein Zahnarztbesuch.“

Vor allem im Aufbauspiel haperte es bei Deutschland. Nach etlichen Absagen, darunter NBA-Profi Dennis Schröder (Atlanta Hawks) muss der erst 24 Jahre alte Maodo Lo als Starter die Verantwortung für den Spielaufbau übernehmen. „Das ist für mich ein neue Rolle. Es ist ein Prozess und ich habe bereits viel dazugelernt“, sagte Lo, der bislang am College in den USA gespielt hat und im Sommer zu Meister Bamberg gewechselt ist. Vor allem beim Auftaktsieg gegen Finnland zahlte der junge Point Guard allerdings Lehrgeld, als er schnell Foulprobleme bekam und mehr Zeit auf der Bank verbrachte, als Fleming lieb war. „Er ist zu jung, um Co-Trainer zu werden. Ich brauche ihn auf dem Feld, nicht auf der Bank“, hatte der Bundestrainer nach der Partie moniert.

Doch wie für das gesamte Team hinterließ Lo gegen Polen einen positiven Eindruck. Vor dem letzten Testspiel gegen Portugal und dem Beginn der EM-Qualifikation war das das Ziel. „Es ist wichtig, dass wir positiv aus dem Turnier gehen, das zeigt den guten Teamcharakter.“