Denkmal für eine Pionierin

Dettenhausen ehrt Lotte Reiniger mit einer Tafel am Grab

Sie war eine der berühmtesten Personen, die je in Dettenhausen gelebt hat: Zu Ehren der Filmemacherin und Scherenschnittkünstlerin Lotte Reiniger (1899-1981), die ihren letzten Lebensabschnitt im Dettenhäuser Pfarrhaus bei der Familie Happ verbrachte, wurde an ihrem Grab eine Gedenktafel enthüllt.

29.04.2016

Von Andrea Bachmann

Als „Meisterin des Scherenschnitts“ und „Pionierin der Filmgeschichte“ wird Lotte Reiniger auf der Gedenktafel gewürdigt, die Pfarrer Alfred Happ (links) und Bürgermeister Thomas Engesser gestern auf dem Dettenhäuser Friedhof enthüllten. Mit dem berühmten Prinz Achmed auf seinem Pferd bekommen die Besucher auch einen Ausschnitt aus Reinigers Schaffen zu sehen. Bild: Bachmann

Als „Meisterin des Scherenschnitts“ und „Pionierin der Filmgeschichte“ wird Lotte Reiniger auf der Gedenktafel gewürdigt, die Pfarrer Alfred Happ (links) und Bürgermeister Thomas Engesser gestern auf dem Dettenhäuser Friedhof enthüllten. Mit dem berühmten Prinz Achmed auf seinem Pferd bekommen die Besucher auch einen Ausschnitt aus Reinigers Schaffen zu sehen. Bild: Bachmann

Dettenhausen. Bürgermeister Thomas Engesser würdigte Lotte Reiniger als eine Pionierin der Filmgeschichte: Bereits 1919 fotografierte sie auf einem selbstgebauten Tricktisch ihren ersten Kurzfilm „Das Ornament des verliebten Herzens“. 1926 realisierte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Kameramann Carl Koch, den ersten abendfüllenden Trickfilm der Filmgeschichte: „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“. Walt Disney war einer ihrer Schüler. 1954 brachte ihr das einen silbernen Delphin auf der Biennale in Venedig. 1971 wurde sie mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet. Die MFG Filmförderung Baden-Württemberg vergibt auf dem Trickfilmfestival Stuttgart einen mit 10 000 Euro dotierten „Lotte-Reiniger-Preis“.

Nachdem sie 1935 Berlin verlassen hatte, weil ihr „diese Hitler-Veranstaltung nicht passte“, lebte die Filmemacherin hauptsächlich in London. Der Kontakt zu Tübingen kam durch das Berliner Verlegerehepaar Günther und Elsa Wasmuth zu Stande, die ihren Verlag nach dem Krieg nach Tübingen verlegt hatten und mit Reiniger befreundet waren.

„Lotte Reiniger hat Dettenhausen berühmt gemacht“, freute sich Pfarrer i.R. Alfred Happ über die Freundin, die einen Ehrensold von der Queen erhielt. „Da kam jeden Monat ein Scheck aus dem Buckingham Palace.“ Gut gelaunt berichtete Alfred Happ von den abenteuerlichen Umständen, unter denen es gelungen war, die Pappschachteln voller Scherenschnitte und Filmrollen ins Pfarrhaus zu holen. Prof. Wilfried Setzler konnte Reiniger davon überzeugen, dass ihr Nachlass beim Stadtmuseum Tübingen am besten aufgehoben wäre: Hier könne ihr Werk angemessen ausgestellt werden.

Nach der Enthüllung der von der Gemeinde Dettenhausen bezahlten Gedenktafel wurde die Festgesellschaft noch ins Pfarrhaus gebeten. Der Schulchor brachte ein Ständchen, bevor bei Gebäck und Apfelsaft viele gute Erinnerungen an die prominente Wahl-Dettenhäuserin geweckt wurden.