Tübingen

Derart günstig

Forschen für ein besseres Kundenerlebnis: Vergangene Woche stellte Amazon die Pläne für seine Tübinger Niederlassung erstmals öffentlich vor („Etwas Tübingen beim Shoppen“, 1. Februar). Wie der Online-Gigant mit Tübingen und dem Cyber Valley zusammenarbeiten will: Fragen und Antworten dazu standen am 29. Januar im TAGBLATT („Was will und was darf Amazon?“).

09.02.2019

Von Carola Längle, Tübingen

Der hervorragende Artikel über Amazon am 29. Januar wirft viele Fragen auf. Einige möchte ich stellen:

Wie kann von der Unabhängigkeit der Forschung ausgegangen werden, wenn die beiden Direktoren des MPI zugleich von Amazon beschäftigt werden? Ich nehme an, dass der 20-Prozent-Job bei Amazon den Beiden prozentual wesentlich mehr Geld einbringt als ihr Gehalt. Muss man nicht annehmen, dass die Mehrzahl der Patente im Bereich der Nebentätigkeit zustande kommen, da die Bedingungen für die Wissenschaftler hier viel günstiger sind? Welches Interesse könnte die Stadt haben, Amazon, das bekannt dafür ist, Steuern zu vermeiden, derart günstig Land zu verkaufen? In Seattle, dem Hauptsitz von Amazon, sind immer mehr Menschen auf staatliche Unterstützung angewiesen, da Amazon seine Mitarbeiter/innen sehr schlecht bezahlt. Manche werden obdachlos, weil die Mieten in astronomische Höhen geklettert sind.

Ich frage mich, in welcher Welt die Tübingern Gemeinderätinnen und -räte und die Mitglieder der Universität leben und woher sie ihre Information beziehen. Denn wer sich informiert (zum Beispiel Sendung über Amazon bei „Phoenix“ am 7. Februar) kann Amazon nicht im Ernst in Tübingen haben wollen.