Gegrummel im Rat wegen des Quadratmeterpreises

Der neue Kindergarten in Wannweils Alter Spinnerei wird nicht billig für die Gemeinde

Wannweil richtet einen Kindergarten im früheren Batteurgebäude der Alten Spinnerei ein. Das hat der Gemeinderat am Donnerstag mit klarer Mehrheit beschlossen. Kritik entzündete sich am hohen Mietpreis.

01.10.2016

Von Matthias Reichert

Wannweil. Wannweil wächst, die Kindergärten sind voll. Laut Hauptamtsleiter Volker Steinmaier gibt es 217 Plätze, doch aufgenommen sind mit Sondergenehmigungen des Verbandes sogar 228 Kinder. Dazu kommen Zuzügler im neuen Wohngebiet an der Alten Spinnerei. Und kommendes Jahr muss die Gemeinde laut Bürgermeisterin Anette Rösch weitere 50 Flüchtlinge aufnehmen. „In den nächsten zwei, drei Jahren ist richtig Dampf im Kessel“, so Rösch.

Ursprünglich wollte die Gemeinde in einer Wohnung eines Neubaus der Holy AG an der Spinnerei einen kleineren Kindergarten einrichten. Dann kamen Holy und die Gemeinde auf die Idee, im Erdgeschoss des alten Batteurgebäudes, wo früher die Baumwolle gewaschen wurde, einen Kindergarten einzurichten. Dort gibt es mehr Platz. Zwei Gruppen wären problemlos möglich, bei Bedarf könne man um eine halbe bis ganze Gruppe aufstocken, so Rösch.

Doch die Holy AG stellte hohe Mietforderungen. Ursprünglich verlangte Immobilienchef Marcus Reutter 11 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter – was die Bürgermeisterin sofort ablehnte: „Damit brauche ich dem Gemeinderat nicht zu kommen“, sagte sie am Donnerstag. Holy besserte das Angebot nach. Jetzt soll die Miete 9,50 Euro pro Quadratmeter betragen – das wären knapp 4000 Euro im Monat. Dieser Preis würde für einen Mietvertrag über 10 Jahre gelten. Bei einem Abschluss über 15 Jahre räumte Holy eine so geringe Ermäßigung ein, dass Rösch 10 Jahre Laufzeit bevorzugte. 50 000 Euro zusätzlich kostet die Gemeinde die Einrichtung, 30 000 Euro muss sie für die Außenanlagen zahlen.

Holy will 7 Prozent

Rendite herausschlagen

Reutter legte eine Kalkulation vor, nach der Holy der Umbau rund 1,3 Millionen Euro kosten würde. Im Obergeschoss sind Büroräume samt Kindergarten-Verwaltung geplant, für die Holy zusätzlich 8,50 Euro Miete pro Quadratmeter verlangen will. Laut Rösch hat Reutter von der Konzernleitung die Vorgabe, 7 Prozent Rendite zu erwirtschaften.

Ein Kindergarten-Neubau würde die Gemeinde laut Rösch 1,7 bis 2 Millionen Euro kosten – ohne Grundstück. Deshalb schlug sie dem Gemeinderat vor, den Mietvertrag mit Holy abzuschließen. Christoph Treutler (GAL) war dafür: „Wir brauchen einen Kindergarten und können nicht schnell in Eigenleistung einen hochziehen.“ Den Preis müsse die Gemeinde wohl akzeptieren, sagte Treutler. Werner Rasp (SPD) sah es ähnlich, Ulrich Joos (FL) zweifelte indes die Baukosten für den Neubau an. Rösch sagte, das liege an den hohen Auflagen fürs kommunale Bauten: „Container wollen wir langfristig ja nicht.“

Erich Herrmann (CDU) beantragte vergebens eine Vertagung des Themas und kritisierte den Mietpreis. Er sah noch weiteren Beratungsbedarf. Zumindest müsse der Gemeinderat erst einmal den Mietvertrag zu Gesicht bekommen. Doch die krankheitsbedingt geschwächte CDU-Fraktion hatte keine Mehrheit.

Beschlossen wurde bei drei Enthaltungen der CDU und FL, dass die Gemeinde bis September 2017 einen Kindergarten im Batteurgebäude einrichtet, zunächst eine altersgemischte Gruppe mit 24 Plätzen, später sollen es zwei Gruppen werden.

Die Verwaltung wird beauftragt, mit Holy nachzuverhandeln. Über den Mietvertrag wird der Gemeinderat extra abstimmen. Rösch berichtete, sie habe einen Standard-Vertrag für Gewerbeflächen geschickt bekommen, der unnötige Klauseln enthalte. „Wir werden da etwas anderes aushandeln müssen.“ Auch über den Mietpreis möchte die Bürgermeisterin nachverhandeln, um vielleicht doch eine Ermäßigung herauszuholen.

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Erstellt:
01.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 01.10.2016, 01:00 Uhr

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