Der kleine Prinz

Der kleine Prinz

Trick-Verfilmung des berühmten Kinderbuchs von Antoine de Saint-Exupéry, eingebettet in eine zeitgenössische Geschichte.

01.01.2016

Von Dorothee Hermann

Bis das kleine Mädchen die Sterne wieder an den Himmel zurückholt, muss sie ihr gewohntes Zuhause hinter sich lassen und Abenteuer bestehen, die sie sich kaum zutraut. Das Kind mit den riesigen Kulleraugen hat kein schönes Leben. Ihre zwanghaft durchorganisierte Strebermutter hat auch den Alltag der Tochter komplett verplant. Weil die alleinerziehende Frau so viel arbeitet, muss das Kind ihr zuhause jeden Wunsch von den Augen ablesen und sich nach Möglichkeit nützlich machen.

In diese geordnete Welt platzt der kuriose Alte von nebenan wie eine Bombe. Er hat wieder einmal versucht, im Garten sein Oldtimer-Fluggerät zu starten, und sich dabei beinahe selbst in die Luft gesprengt. Der Propeller durchschlägt die Wand zum Haus des kleinen Mädchens – und eine Öffnung zum überwucherten Garten des Alten. Der Fuchs des kleinen Prinzen ist schon da, als Kuscheltier, das klimpernde Blechknöpfe als Augen hat.

Die bekannte Geschichte ist in diesem hinreißenden Animationsfilm von Mark Osborne (Co-Regisseur von „Kung Fu Panda“) einerseits die in Rückblenden erzählte Vergangenheit des alten Nachbarn. Andererseits werden ein paar Seiten des Originals von Antoine de Saint-Exupéry zum ersten richtigen Buch des kleinen Mädchens.

In den Rückblenden öffnet sich scheinbar eine haptisch-analoge Welt, in der niedliche Holzfiguren agieren: der in der Wüste notgelandete Pilot, der König mit dem wuchtigen Kinn, der kleine Prinz, die Rose und die gefährlich blaue Schlange. Die Kostüme sind gediegen-liebevolle Handarbeit aus Papier oder aus Filz. Auch der Fuchs ist in diesen Szenen aus Holz. Für das emotional ausgehungerte kleine Mädchen werden diese Figuren unglaublich lebendig. Doch das Kind flüchtet nicht in die Fiktion, sondern wird selbst aktiv und wächst über sich hinaus, um einem Freund zu helfen.

Gestaltet wie ein außerordentlich schönes Bilderbuch, das Kinodimensionen bekommen hat, eignet sich die französische Produktion auch als Weihnachtsmärchen für effizienzbessessene Erwachsene: ein kleines Mädchen, das darum kämpft, endlich Kind sein zu dürfen.  

Poetische Kampfansage an alle turbokapitalistischen Peitschenschwinger/innen.