Der grüne Provokateur

Kommentar Theo Westermann zum Parteiärger um Boris Palmer

Angesichts des schweren Unwetters, das – mal wieder – über dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer niedergeht, muss man zwei Dinge auseinanderhalten.

10.05.2021

Von Theo Westermann

Einmal sein grundsätzliches Anliegen, dann aber die völlig inakzeptable Form. Eine Debatte um die Diskussionskultur sowie die Rolle der sozialen Netzwerke ist dringend notwendig. Wenn ganze Twitterbataillone losmarschieren, um jegliche abweichende Meinung als moralisch nicht zulässig zu brandmarken, sind Grenzen überschritten.

Das Dumme ist nur, dass Palmer in ein loderndes Feuer noch einen Kanister Benzin gekippt hat – und dies mit einer Äußerung weit unter der Gürtellinie. Natürlich ist Palmer kein Rassist, aber zumindest ein gedankenloser Provokateur. Da hilft es ihm nicht, dass er das besagte „N-Wort“ als Zitat weiter verbreiten wollte. Es gibt Dinge, die man einfach nicht tut. Dabei bräuchte die grüne Partei einen pragmatischen Mahner wie Palmer. Doch mit dieser Aktion hat er in der eigenen Partei den letzten Kredit verspielt. Ob allerdings ein Ausschlussverfahren hilft, darf bezweifelt werden. Palmer wird die ihm dargebotene Bühne zu nutzen wissen.