Nahost-Konflikt

Kommentar: Der große Test

Die große Frage hinter dem andauernden Raketenregen auf Israel lautet: Wieso tut die radikal-islamische Hamas das? Warum schießt sie ihre Arsenale leer, wenn doch die meisten Raketen vom israelischen Abwehrschirm „Iron Dome“ abgefangen werden?

15.05.2021

Von STEFAN KEGEL

Es muss bei allem Unmut über die Lebensverhältnisse im Gazastreifen und allem Hass gegen Juden mehr dahinterstecken als ein Protest gegen Israels Siedlungspolitik oder religiöse Streitigkeiten am Jerusalemer Tempelberg.

Es braucht nur ein wenig Phantasie, um sich auszumalen, dass dies ein großer Test ist. Denn die Angriffe der Hamas treffen Israel in einer ungünstigen Zeit. Erst im vergangenen Jahr deutete sich nach Jahrzehnten der Feindschaft eine Entspannung zu mehreren arabischen Staaten an. Ob diese Beziehungen Früchte tragen, hängt unter anderem davon ab, ob Israel als Gegenschlag nun Gaza in Schutt und Asche legt (was es bisher vermieden hat), und wie es mit seiner arabischen Minderheit und deren heiligen Stätten umgeht.

Nach wie vor ist der einzige Vorposten der Demokratie in Nahost von Feinden umgeben. Vom Iran hochgerüstete Milizen wie die Hamas im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon oder Teherans Getreue in Syrien wollen das jüdische Land von der Weltkarte radieren. Und sie beobachten genau, wie gut Israels Militär das Land verteidigen kann. Bislang hat das Abwehrsystem dem Angriff standhalten können. Aber was, wenn dies nur ein Vorspiel zu einer größeren Auseinandersetzung wäre? Allein die Hisbollah hat ein Mehrfaches an Raketen zur Verfügung, noch mehr der Iran. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Israels Regierung Härte zeigen wird. Denn seine Gegner tun das auch.