Kübelesrennen in Bieringen

Der Wasserstand ließ wenig Tiefgang zu

Der Höhepunkt der Bieringer Kirbe war auch dieses Jahr wieder das legendäre Kübelesrennen. Am Sonntag trieben die bunten Vehikel auf dem sehr träge fließenden Neckar dahin.

25.09.2017

Von Werner Bauknecht

Kirbe in Bieringen ist, und ein glückliches Schicksal schenkte den Veranstaltern zwei Traumtage mit hohen Temperaturen und Sonnenschein. Entsprechend brummte es im großen Festzelt direkt am Neckar und auch die Garnituren davor waren voll besetzt. Dabei boten die Bieringer unter der Regie des Musikvereins so einiges an Unterhaltung. Am Samstag sorgte die Wasenparty für Jubel und Tollerei. Lederhosen und Dirndl waren der Style der Stunde. Die Schönbergmusikanten brachten das Zelt zum Kochen und so manche Stirn unterm Tirolerhut zum Schwitzen.

Torkelnd flussabwärts

Der Sonntag ist Kübelestag. Früher gab es ja echte Rennen zwischen den Kübele. Kübele heißen sie, weil sie so rechte Boote keine sind. Eigentlich trifft „schwimmfähiger Untersatz“ noch am ehesten auf das zu, was gestern neckarabwärts torkelte. Andererseits ließen die Kübelesbauer ihrer Phantasie freien Lauf und brachten teilweise Erstaunliches auf den Fluss.

Apropos Fluss: Rinnsal traf gestern eher zu. Moderator am Zusammenfluss von Starzel und Neckar, war der Erste Musikvereins-Vorsitzende Hermann Blöchle. Der prophezeite bereits im Vorfeld Probleme mit dem Tiefgang: „Wir haben historisch niedrigen Wasserstand.“ Dann probte er mit den Zuschauern auf der Brücke und denen an den beiden Ufern die La Ola-Welle. Da waren der Rottenburger Oberbürgermeister Stephan Neher (CDU), SPD-Bundestagskandidat Martin Rosemann und Bürgermeister Thomas Weigel bereits auf dem Weg zu ihrem Kübel. Ein Polit-Kübel, fürwahr.

Der Kübel der Berufsschule löschte das Publikum.  Bilder : Rippmann

Der Kübel der Berufsschule löschte das Publikum. Bilder : Rippmann

Nach einer ersten Vorhut an kleineren Booten erschien der „Ammertaler Raketenkübel“ mit Simon Wolpert an Bord. „Der Rocket Man“, kündigte Blöchle ihn an. Dem folgten dann zwei Kolosse der Berufsschüler. Der erste war ein schwimmendes Feuerwehrauto. Doch das mussten die echten Feuerwehrleute, die im Neckar und daneben nach dem rechten sahen, erstmal durch die Wogen schieben. Einmal in Schwung gekommen, trieb es ab. Doch irgendwie entkamen jungen Floriansjünger den Stromschnellen und trudelten mit leichter Schlagseite Richtung Ausstieg. Zuvor bespritzten sie noch die Zuschauer mit ihrem Wasserschlauch. Ganz schlecht erging es dem zweiten Berufsschüler-Kübele, einem schwimmenden Bierkasten. Den mussten die echten Feuerwehrleute mit vereinten Kräften mühsam ins richtige Fahrwasser bringen. Das alles zog sich. Blöchle mahnte: „Um halb sieben ist dunkel, bis dahin müssten wir fertig sein.“

Am Bierkasten vorbei hatte sich ein „Wasserdino“ geschoben, mit zwei Damen, Heide und Simone, als Aufsitzer. Auch der traditionelle CO2-freie Kübel, der „Sebastian-Blau-Kübel“, setzte wieder auf dem Neckar auf. Auch „die Sache mit den Bienen und den Blumen“ (Blöchle) wurde auf dem fließenden Gewässer verhandelt. Ein ganzes Boot voll mit Sonnenblumen und der Familie Steiner in Bienchen-Kostümen schwankten auf den Wogen.

Bierkasten mit Schlagseite

Auch Familie Feuerstein und ein ganzes Rudel Eisbären hatten den Weg aufs Wasser gefunden. „Bei der Hitze in den warmen Bärenkostümen – Respekt“, ulkte der Moderator. Zwischenzeitlich hatte der Bierkasten es irgendwie geschafft, den Stromschnellen zu entkommen. Mit reichlich Schlagseite groovte der Kübel an der Anlegestelle vorbei. Die gutgelaunte Besatzung prostete den etwa 900 Zuschauern kräftig zu.

Einfallsreich war der Hobel der Narrenzunft Ergenzingen „Klein Paris“. Sie schickten zwei Vertreter auf den Neckar. Im einen thronte der Maibaum, im anderen dominierte eine Nachbildung des Eiffelturms. Ganz dem Namen der Zunft entsprechend. Die sorgte für gute Stimmung unter den Zuschauern mit ihren Gesängen und eigenartigen Tanzschritten. Insgesamt war die Stimmung nicht ganz so euphorisch wie sonst, weil der Neckar bei dem Stand keine spektakulären Untergangsszenarien zuließ. Und die Abstände zwischen den einzelnen Kübele waren vielleicht etwas groß.

„Ferdi for Präsident“ warb der Wahl-Kübel von Ferdinand Truffner (rechts). Der Bieringer will Schultes von Empfingen werden.

„Ferdi for Präsident“ warb der Wahl-Kübel von Ferdinand Truffner (rechts). Der Bieringer will Schultes von Empfingen werden.

Nach Ortsvorsteher Walter Dettling im Flugzeug „Roter Baron“ tauchte schließlich das Dreigestirn Neher, Rosemann, Weigel auf einer Turnerbank auf. Zügig waren sie unterwegs. Und der OB schaffte es tatsächlich: das achte Jahr unfallfrei. „Jetzt wird es aber mal Zeit, dass der ins Wasser fällt“, fand ein Zuschauer.

Heute ist in Bieringen um 15 Uhr Kinder- und Seniorennachmittag, um 17 Uhr gibt es beim Handwerkervesper Schälripple. Die Kirbe geht mit Musik zu Ende.