Übrigens…

Der Verkehrsminister muss nachbessern

Auf den ersten Blick war gestern ein guter Tag für Tübingen und die Region. Der Bundesverkehrsminister hat alle drei gewünschten Straßenprojekte in den lang ersehnten Bundesverkehrswegeplan aufgenommen, sogar in den „vordringlichen Bedarf“.

17.03.2016

Von Gernot Stegert

Nur was da drin steht, hat eine Chance, gebaut zu werden. Die B27 soll durchgehend vierspurig werden, die Lücke zwischen Tübinger Osten und Bodelshausen soll geschlossen werden. Der Schindhaubasistunnel würde den Tübinger Süden von Dauerstau und dicker Luft befreien. Auch die Belastung der Unterjesinger durch den Autoverkehr auf der B28 ist erkannt worden, eine Entlastung vorgesehen.

Berechtigt ist der Jubel im Steinlachtal und im Zollern-Alb-Kreis. Die Endelbergtrasse hat es in die allerhöchste Kategorie des Bundes geschafft. Sie sorgt für Entlastung und bietet Ofterdingen Gelegenheiten für die Ortsgestaltung.

Auf den zweiten Blick aber fallen die Mängel von Alexander Dobrindts Entwurf auf. Überhaupt nicht nachvollziehbar ist, dass der Schindhaubasistunnel nicht ebenfalls ganz oben rangiert. Zumal die neue erste Kategorie den Namenszusatz „Engpassbeseitigung“ trägt. Der größte Verkehrsengpass der Region aber dürfte die Stuttgarter Straße im Tübinger Süden sein. Hier stauen sich alle: ob privat oder beruflich unterwegs, aus der Universitätsstadt, aus dem Steinlachtal oder aus dem Zollernalb-Kreis. Der Tunnel durch den Schindhau würde noch mehr Menschen schonen als auf der Strecke zwischen Nehren und Bodelshausen. Und auch mehr Anwohner von Lärm, Gestank und Giftstoffen entlasten. Zudem erfüllt er ein weiteres Kriterium in viel höherem Maße, das städtebauliche. Flösse der Autoverkehr nämlich durch den Berg an Tübingen vorbei, wäre die Stuttgarter Straße nicht mehr das scharfe Schwert, das den südlichen Bereich abschneidet. Die Stadtplaner haben bereits Ideen für ein Zusammenwachsen in der Schublade. Alle Vertreter der Region, nicht nur Tübinger, sollten in den nächsten Wochen vereint und mit Nachdruck auf die Hochstufung des Schindhaubasistunnels drängen.

Dobrindt verblüfft auch mit seiner Aufnahme der Unterjesinger Ortsumfahrung in seinen Plan. Sie rutschte auf den letzten Drücker mit rein, auch dank politischer Lobbyarbeit. Den Anwohnern ist eine Entlastung von den Automassen zu gönnen. Aber dass das Projekt auf eine Stufe mit dem Schindhautunnel gestellt wird, entzieht sich dem Verständnis. Da stimmen die Relationen nicht.

Absurd ist Dobrindts Vernachlässigung der Schienen. Dass die Gäubahn nicht einmal in der untersten Kategorie gelistet wird, zeugt von Ignoranz. Zumal es Verträge mit der Schweiz über den Ausbau gibt. Man sollte die Gäubahn in Stuttgart-Schweiz-Magistrale umbenennen. Vielleicht würde dann der CSU-Minister im fernen Berlin die Bedeutung erkennen.

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Erstellt:
17.03.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 10sec
zuletzt aktualisiert: 17.03.2016, 01:00 Uhr

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