Hintergrund

Der Verbrauch steigt

Deutschland braucht in Zukunft sehr viel mehr Strom als bisher eingeplant.

14.07.2021

Von Igor Steinle

Minister Peter Altmaier weist Kritik am korrigierten Strombedarf zurück. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Minister Peter Altmaier weist Kritik am korrigierten Strombedarf zurück. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin. „Die Neufassung des Klimaschutzgesetzes und unsere neuen ambitionierten Klimaziele, die Bundestag und Bundesrat Ende Juni 2021 verabschiedet haben, erfordern eine Anpassung unserer Analysen zum Stromverbrauch 2030“, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Bisher hatte die Bundesregierung mit einem jährlichen Stromverbrauch von 580 Terawattstunden gerechnet, dieser werde bis 2030 jedoch ersten Schätzungen zufolge 65 bis 85 Terawattstunden höher ausfallen.

Außer den in den vergangenen Wochen und Monaten nachgeschärften Klimazielen auf nationaler und EU-Ebene nannte Altmaier dafür noch andere Gründe. So haben sich mehrere Parteien vorgenommen, die EEG-Umlage in der nächsten Wahlperiode abzuschaffen, weswegen Strom günstiger werden könnte. Der Wirtschaftsminister und das Prognos-Institut, das mit den Berechnungen betraut worden ist, gehen deswegen von einem Boom von elektrischen Wärmepumpen in den nächsten Jahren aus, die anstelle von Öl- oder Gasheizungen verbaut würden. Mit sechs Millionen neuen Wärmepumpen in den kommenden neun Jahren rechnet das Institut.

Außerdem zeigt Altmaier zufolge die E-Auto-Prämie Wirkung, weswegen nicht nur mit einem halben Jahr Verspätung das Ziel von einer Million elektrischer Fahrzeuge auf deutschen Straßen erreicht worden ist. Auch die Prognose für 2030 wurde noch einmal angehoben: Die Bundesregierung geht nun nicht mehr von 7 bis 10, sondern von 14 Millionen E-Autos bis 2030 aus. Darüber hinaus werde auch die Produktion von Wasserstoff, bei der eine deutliche Dynamik wahrzunehmen sei, Strom verschlingen.

Als Konsequenz kündigte Altmaier an, dass Windenergie an Land noch stärker ausgebaut werden müsse. Zudem seien, neben den drei bereits geplanten bis zu zwei neue Stromtrassen nötig. Kritik von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz wies Altmaier zurück. Dieser wirft ihm eine „Stromlüge“ vor: Der Strombedarf werde künstlich kleingerechnet, damit der Ausbaupfad der Erneuerbaren nicht angehoben werden müsse. Altmaier verwies darauf, dass das SPD-geführte Umweltministerium von einem noch geringeren Stromverbrauch ausgegangen sei, als die Prognosen aufgestellt wurden.