Kreis Tübingen

Jugendamt: Der Ton muss sich verändern

Vor dem Hintergrund des Prozesses fordern die Grünen eine intensive Aufarbeitung des Vorgehens des Jugendamts.

25.02.2021

Von ST

„Wir sind alle sehr betroffen angesichts des Missbrauchs an zwei Mädchen in einer Pflegefamilie“, betont die Kreistagsfraktion der Grünen in einer Pressemitteilung. Strukturen und Prozesse seien zu überdenken, „Schnellschüsse zum aktuellen Zeitpunkt“ brächten jedoch nicht weiter.

Nach der UN-Kinderrechtskonvention solle auch im Kreis Tübingen die Partizipation von Kindern und Jugendlichen gestärkt werden. Die Fraktion sehe der Reform und der Verbesserung des Kinderschutzes im Familienverfahrensrecht gespannt entgegen. Sie kritisiert jedoch, dass der Jugendhilfeausschuss des Kreistags, der nach dem Sozialgesetzbuch weitreichende Rechte und Pflichten hat, erst kurz vor der mündlichen Verhandlung beim Landgericht informiert wurde.

Die Grünen setzten sich für die Stärkung der unabhängigen Ombudsstellen und für „den Ausbau eines Beschwerdemanagements ein“, ebenso für die Vernetzung von Pflegefamilien und ihren Kindern untereinander. Ein Urteil über eventuelle Versäumnisse von Verwaltungsmitarbeitern könne und wolle man zum jetzigen Zeitpunkt nicht treffen, „das überlassen wir zunächst dem Gericht und der Prüfung durch das Regierungspräsidium“. Die politische Aufgabe der Fraktion sei jedoch, kritisch nachzufragen und Ideen einzubringen.

Es dürfe weder „eine Vorverurteilung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Jugendamts“ noch einen „Generalverdacht gegenüber allen Pflegefamilien“ geben. Die Schwere der Vorfälle und die lange Dauer erforderten eine gründliche Aufarbeitung der Geschehnisse mit externer Unterstützung. „Eins steht allerdings heute schon fest: Der Umgangston muss sich verändern“, so die Grünen. Betroffenheit allein reiche nicht. Aber Betroffenheit zu artikulieren, sei ein erster Schritt, „denn wertschätzende Kommunikation ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit“.