Gomaringen
Der Ruhe beraubt
In der Nacht auf Montag ist der Hahn vom etwa 40 Meter hohen Turm der Mössinger Peter- und Paulskirche geklaut worden – am Donnerstag fand Manfred Thiel aus Belsen das Kunstwerk zu aller Überraschung und Freude in einem Straßengraben wieder.
Ein Hahn – ganz brav – hielt Wache,
auf einem Kirchturmdache –
jahrein, jahraus.
Hielt Sonne, Wind und Regen aus,
Ließ selbst von Blitzen sich nicht
vertreiben,
wollt’ immer gern da oben bleiben.
Denn die Aussicht genoss er sehr
und die Ruhe noch viel mehr.
Und dann, vor ein paar Wochen,
sind andere Zeiten angebrochen.
Am Kirchturm wurd’ gehämmert,
gesägt, gebohrt, geschraubt.
Seiner Ruhe sah er sich beraubt.
So hat denn der arme Hahn,
und glaubt ja nicht, er hätt‘ es leicht
getan,
in einer lauen Sonntagsnacht
sich still und heimlich
davongemacht.
Die alten Flügel ausgebreitet,
ist in die Dunkelheit davongegleitet.
Doch bald musst’ er mit Schrecken
sein Eingerostetsein entdecken.
Die alten Flügel trugen ihn nicht
mehr,
Er kam der Erde immer näher.
Er stürzt in einen Straßengraben,
vorbei der Traum vom Ruhe haben.
Ein wacher Mensch zum großen
Glück
findet den Hahn und bringt ihn brav
zurück.
Nun wird er wieder heil gemacht
und auf den Turm zurückgebracht.
Bald werden auch die Arbeiter
verschwinden,
der Hahn kann seinen Frieden
wiederfinden.
Und die Moral von der Geschicht’:
So mancher Ausflug lohnt sich nicht.