Rottenburg · Armut

Der Rottenburger Tafelladen hat wieder geöffnet

.Kunden müssen vor dem Einkauf einen Bestellzettel in den Briefkasten werfen.

09.06.2020

Von Philipp Koebnik

Ehrenamtliche Helferinnen im Tafelladen sortieren die eingetroffene Waren. Bild: Philipp Koebnik

Ehrenamtliche Helferinnen im Tafelladen sortieren die eingetroffene Waren. Bild: Philipp Koebnik

Montagvormittag im Tafelladen. Es herrscht hektisches Treiben. Ehrenamtliche Helferinnnen und Helfer wuseln durch die Gänge, tragen randvoll gefüllte Kisten mit Salatköpfen, Kartoffeln und Karotten eilig vom einen Raum in den anderen. Es gilt, die frischen Lebensmittel zu sortieren und leicht Verderbliches rasch in Kühlschränken zu verstauen.

Es ist wieder was los im Tafelladen. Seit gestern hat die Einrichtung für Bedürftige wieder in ihren angestammten Räumen am Marktplatz 9 geöffnet – nach einer fast zwölfwöchigen Corona-bedingten Zwangspause und mit eigenem Hygienekonzept. Dazu gehört, dass Mitarbeiter über 75 Jahren zu ihrem eigenen Schutz vorerst nicht arbeiten dürfen, wie Gerold Ruggaber erklärt. Derzeit seien rund 70 Ehrenamtliche im Einsatz. Normalerweise seien es mehr als 100, sagt Ruggaber, der händeringend nach weiteren Freiwilligen sucht. Zumal es bis Ende Juni auch einen Lieferservice geben soll für Kunden mit Behinderung: „Dafür brauchen wir dringend Fahrer“, betont Ruggaber.

Rund 1000 Personen aus 350 Haushalten versorgt die Rottenburger Tafel aktuell, Tendenz steigend. Diese Leute können jetzt nicht mehr spontan vorbeikommen, sondern müssen bis 10 Uhr am jeweiligen Tag ein Formular in den Briefkasten des Tafelladens werfen, auf dem sie ihre Wünsche angeben. Auf der Liste steht zum Beispiel „Salat“, „Gemüse“, „Obst“, „Brotaufstrich“, „Wurst“, „Käse“, „Milch“ oder „Hygieneartikel“. Daneben ist jeweils anzukreuzen, ob man „viel“ oder „wenig“ davon haben wolle. Wie viel ein Kunde bekommt, hängt aber auch von der Größe des Haushalts ab. Das Formular ist online auf der Webseite des Tafelladens abrufbar. Es muss ausgedruckt werden – das Formular per E-Mail zu verschicken, wird wohl erst nach der Sommerpause möglich sein. Die Bestellzettel gibt es auf Deutsch, Türkisch, Arabisch und Farsi. Bald sollen sie auch auf Russisch vorliegen.

Der Verkauf ist Montag bis Freitag, 14.30 bis 16 Uhr. Die Preise betragen etwa 10 bis 15 Prozent des sonst üblichen Verkaufspreises. Wer berechtigt ist, im Tafelladen einzukaufen, kann das einmal pro Woche tun. Die Kunden, die nach Farben und Nummern ein Zeitfenster zugewiesen bekommen, werden nicht mehr wie früher bedient und dürfen den Laden auch nicht betreten. Stattdessen bekommen sie am Eingang eine Kiste mit den gewünschten Produkten in die Hände gedrückt, die sie an Ort und Stelle in ihre mitgebrachten Taschen oder Rucksäcke umfüllen. Eine Gesichtsmaske ist Pflicht.

„Das ist auch für uns Neuland“, sagt Ruggaber. Er ist zuversichtlich, dass das veränderte Angebot gut angenommen wird. An einem normalen Tag seien 30 bis 40 Kunden gekommen, berichtet der 70-Jährige. Gestern um 12 Uhr, als Ruggaber das Gespräch mit dem TAGBLATT beendet, liegen immerhin schon 20 ausgefüllte Bestellformulare vor.

Zum Artikel

Erstellt:
09.06.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 21sec
zuletzt aktualisiert: 09.06.2020, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!