Bundesliga

Der Pfiff, der Freiburg in der Pause traf

Sport-Club fühlt sich durch den Elfmeter, den er in der Halbzeit kassierte, erneut schwer benachteiligt.

18.04.2018

Von ROLAND ZORN

Mainz. Halbzeit ist, wenn der Schiedsrichter pfeift. Seit Montagabend nicht mehr. Schiedsrichter Guido Winkmann pfiff in Mainz erst zur Pause und während der vermeintlichen Erholungsphase der Freiburger in der Kabine noch einmal. Zum Entsetzen der Spieler des Sport-Clubs entschied der Unparteiische nach Rücksprache mit der Videoassistentin Bibiana Steinhaus im Nachgang auf Handelfmeter für Mainz 05 in diesem bis dahin schon sehr verspannten Duell zweier Mannschaften, die gegen den Abstieg aus der Bundesliga kämpfen.

Winkmanns Kollegin hatte in der Kölner Videozentrale gesehen, was dem Referee in Mainz entgangen war: das eindeutig strafwürdige Handspiel des Freiburgers Kempf nach Brosinskis scharfer Flanke in der 45. Minute. Sieben Minuten später nutzte der Mainzer de Blasis die Gunst des Augenblicks und schoss das 1:0 für die Rheinhessen. Als de Blasis elf Minuten in der 79. Minute auch noch von Torhüter Schwolows Fehlpass auf den Mainzer Quaison profitierte und als Endabnehmer das 2:0 erzielte, war klar, dass Mainz und Freiburg an diesem Abend die Tabellenplätze tauschen würden.

Die seit sieben Spielen sieglosen Südbadener aber haderten weniger damit, vier Spieltage vor Saisonschluss auf den Relegationsrang zurückgefallen zu sein. Was sie aufwühlte, war das Novum, für das Winkmann mit seiner Halbzeitentscheidung sorgte.

Von einem „Wahnsinnselfmeter“ sprach der Freiburger Innenverteidiger Gulde. Sportdirektor Hartenbach meinte, dass „eine Mannschaft das erst mal verkraften muss, wenn sie so in Rückstand gerät. Und dass es „immer kurioser“ werde, hob Sportvorstand Saier hervor.

Nur der sonst streitbare Trainer Christian Streich sagte nichts. Nach seinem verbalen Ausrasten ob der vom Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wieder gestrichenen Gelb-Roten Karte gegen den Freiburger Kapitän Nils Petersen im Spiel Ende März auf Schalke und der danach vom DFB-Sportgericht gegen Streich verhängten Geldbuße von 15?000 Euro, ersparte sich der von Natur aus eloquente Fußballlehrer jeden Kommentar.

„Ich habe mir vorgenommen, so etwas über mich ergehen zu lassen“, sagte er mit leiser Stimme, „wir wollen die Dinge beeinflussen, die wir beeinflussen können.“ Über den Ärger am Montag hinaus muss Streich seiner Mannschaft in den nächsten Wochen aus dem sportlichen Tief helfen, will der Sport-Club die gefährliche Relegation im Duell mit dem Zweitliga-Dritten vermeiden.

Zur Aufklärung an diesem Abend trug der Schiedsrichter in Maßen bei, als Winkmann sagte: „Es ist so, dass ein Halbzeitpfiff das Spiel nur unterbricht. Wäre es nach dem Schlusspfiff passiert, hätten wir gar keine Eingriffsmöglichkeit gehabt.“ Demnächst aber schon, dann gelten auch die Regeln des International Football Association Board (Ifab), nach denen der Videoassistent selbst nach dem Abpfiff noch intervenieren darf. Das kann zu noch turbulenteren Situationen als der in Mainz führen. Roland Zorn