Thailand

Der Perlenzüchter von Phuket

Die Schmuckstücke, die in einem lebenden Organismus heranwachsen, sind in aller Welt gefragt. Besuch auf einer Farm in einem Urlaubsparadies.

24.09.2021

Von DPA

Der Perlenzüchter Kriangsak Ung und seine Frau Nuanpit. Foto: Carola Frentzen/dpa

Der Perlenzüchter Kriangsak Ung und seine Frau Nuanpit. Foto: Carola Frentzen/dpa

Ao Yon. In langen Reihen liegen die Muscheln im warmen Meer vor Ao Yon auf Thailands größter Insel Phuket. Unendlich langsam verrichten sie ihre Arbeit: Hochwertige Perlen sollen sie produzieren, in allen Farbschattierungen von weiß und creme über rosa bis silber und champagner. Plastikbojen markieren den Standort der Schalentiere. In Ufernähe wiegt sich eine rostige Plattform mit Motorantrieb und Ruder in den seichten Wellen, darauf ein Plastikstuhl, Eimer, Netze und Seile.

Damit fährt Kriangsak Ung hinaus zu seinen etwa 10?000 Muscheln, „um zu prüfen, ob es ihnen gut geht, und dann, später im Jahr, um sie einzuholen und die Perlen zu ernten“, erzählt der 70-Jährige. Seit 46 Jahren arbeitet der zierliche Thai als Perlenzüchter auf Phuket.

Ung züchtet zwei Perlmuschelarten: Pinctada Maxima, im Deutschen auch als „Silberlippe“ bekannt. Und die schwarze Flügelmuschel Pteria penguin. Beim Ernten der Perlen, müssen die Muscheln nicht notgedrungen sterben, sagt Ung: „Eine junge Muschel, der es gut geht, kann bis zu drei Mal benutzt werden.“ Sein Blick schweift stolz durch die Werkstatt und den angrenzenden Schmuckladen der „Ung Pearl Farm“.

Ehefrau Nuanpit fertigt Kleinode aus den Perlen. Ob Ketten, Anhänger, Armbänder oder Ohrringe – die 58-Jährige designt mit viel Fantasie alles, was Perlenfans begehren. Für jede Geldbörse ist etwas dabei – kleine Ohrstecker sind schon ab 500 Thai Baht (13 Euro) zu haben. Die dickste Perle im Geschäft hat einen stattlichen Durchmesser von 16,2 Millimetern und kostet 120?000 Baht (3100 Euro). Unbezahlbar ist indes der Blick auf die malerische Bucht und die blaue Andamanensee, den die Kunden genießen. Diese Ecke von Phuket ist ein Geheimtipp.

Perlen sind vermutlich die ältesten Schmuckstücke der Erde. Erstmals werden sie im chinesischen Geschichtswerk „Shu Ching“ erwähnt: „Im Jahre 2206 vor Christus erhielt König Yu als Tributgeschenk Perlen aus dem Fluss Hwai“, heißt es da. Auch im Alten Testament, dem Koran und dem Talmud werden Perlen für ihre perfekte Schönheit und Reinheit gepriesen. Heute weiß man, dass der Ursprung einer Perle weniger ansehnlich ist – es sind schlicht Parasiten und Würmer. Gelangen sie ins Innere einer Muschel, setzt ein Schutzmechanismus ein, und sie ummantelt den Eindringling mit Perlmutt.

Erst 1893 gelang es dem Japaner Kokichi Mikimoto erstmals, Perlen zu züchten. Es dauerte jedoch, bis er seine Technik so weit entwickelt hatte, dass vollkommen runde Zuchtperlen entstanden. Das Prinzip ist seitdem gleich geblieben: Man setzt den Muscheln einen Perlmuttkern ein, der langsam zu einer Perle heranreift. Fast alle echten Perlen, die es auf dem Markt gibt, sind heute gezüchtet.

Um makellose Perlen zu erhalten, nutzt Ung kreisrunde Stückchen Muschelschale. Er sitzt an einem Tischchen in der Werkstatt, neben ihm allerlei feines Arbeitsgerät. Eines der Schalentiere ist vor ihm in einer Halterung befestigt. Mit routinierter Hand und Pinzette führt der Experte das Fremdkörper-Implantat ein. Hinter ihm sind Tanks aufgereiht. Hier wachsen Babymuscheln heran – die nächste Generation für viele schöne Perlen. dpa