Biathlon

Der Olympia-Fluch der Damen-Staffel

Aus einem kleinen Missgeschick von Franziska Preuß entwickelt sich für das deutsche Quartett ein völlig verkorkstes Rennen. Ein Erklärungsversuch.

23.02.2018

Von MANUELA HARANT

Völlig ausgepumpt und enttäuscht von dem von kuriosen Begleiterscheinungen behafteten Rennen: Biathletin Franziska Preuß ließ sich nach der Ankunft im Ziel einfach in den Schnee fallen. Foto: Angelika Warmuth/dpa

Völlig ausgepumpt und enttäuscht von dem von kuriosen Begleiterscheinungen behafteten Rennen: Biathletin Franziska Preuß ließ sich nach der Ankunft im Ziel einfach in den Schnee fallen. Foto: Angelika Warmuth/dpa

Pyeongchang. Es kommt äußerst selten vor, dass Fußball-Weisheiten auf den Wintersport übertragbar sind. Doch der Verlauf der Biathlon-Staffel lässt sich aus deutscher Sicht nun einmal treffend mit Andi Brehmes Worten beschreiben: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“ Im Fall der DSV-Damen am Fuß – und am Gewehr. Denn als Darja Domratschewa bei ihrem goldenen Zieleinlauf für Weißrussland feierte, da war das deutsche Team in weiter Ferne. In einem völlig verkorksten Rennen reichte es für Franziska Preuß, Denise Herrmann, Franziska Hildebrand und Laura Dahlmeier nur zu Rang acht.

Da wurden Erinnerungen an die Sotschi-Spiele 2014 wach, als Deutschland in ähnlicher Besetzung ähnlich abgeschlagen auf Rang elf landete. „Wir haben unseren Frieden mit der olympischen Staffel wieder nicht machen können“, sagte ein konsternierter Bundestrainer Gerald Hönig hinterher. „Man muss das analysieren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen“, forderte Laura Dahlmeier.

Nur etwa sieben Minuten lang lief alles nach Plan: Franziska Preuß ging zum Liegendschießen. Fünf schnelle Schüsse, fünf Treffer. Doch dann das Missgeschick: „Ich dachte, dass der Vierte daneben ging und habe nachgeladen. Und dann waren doch alle Scheiben weiß. Das hat mich richtig aus dem Konzept gebracht“, sagte Preuß, die im Anschluss ein katastrophales Stehendschießen mit einer Strafrunde ablieferte. Ebenso wie die folgenden Läuferinnnen, Herrmann und Hildebrand. Schon als Dahlmeier auf die Schlussrunde ging, war der Rückstand auf knapp eineinhalb Minuten angewachsen. Die Doppel-Olympiasiegerin konnte nur noch Schadensbegrenzung betreiben.

„Uns ist es einfach nicht gelungen, die schwierigen, aber beherrschbaren Bedingungen in den Griff zu bekommen“, erklärte Hönig, der eine gewisse Verkettung unglücklicher Ereignisse sah: „Das Rennen ist komplett an uns vorbeigegangen. Das war schon ein ungünstiger Verlauf“, sprach der deutsche Coach die Tatsache an, dass „Team D“ schon nach Startläuferin Preuß auf Rang zwölf unter Zugzwang war. „Die Läufer, die von hinten kommen und aufholen wollen, tendieren eher zu Fehlern, als wenn man von vorne ein entspanntes Rennen laufen kann“, erklärte Hönig.

Im Weltcup ungeschlagen

Vielleicht fehlte da auch die „Übung“ in Sachen Aufholjagd. Denn in den Weltcup-Staffeln waren die Deutschen in dieser Saison so dominant, dass sie schon lange keine Situation mehr wie gestern hatten. Chefcoah Hönig konnte nur beipflichten: „Wir waren erfolgsverwöhnt, wir hatten so eine tolle Serie im Weltcup, dann will man natürlich alles richtig machen. Und dann kommt eins zum anderen.“ Ein Teufelskreis, aus dem sich die deutschen Damen auch diesmal nicht befreien konnten.