Vier Stunden ohne Elektrizität

Der Neckar trat wegen eines Stromausfalls in Rottenburg über die Ufer

Vier Stunden lang war in Teilen der Rottenburger Kernstadt am Dienstagnachmittag der Strom weg. Dadurch trat zeitweise sogar der Neckar über die Ufer.

02.05.2018

Von Hans-Jörg Schweizer

Auf dem Fußweg unter der Josef-Eberle Brücke in Rottenbrug planschten am Dienstagabend die Enten. Der Neckar war unerwartet über die Ufer getreten. Grund waren aber nicht etwa ergiebige Niederschläge, sondern die durch einen Stromausfall lahmgelegte Steuerung am Wasserkraftwerk. Bild: Lucie Schweizer

Auf dem Fußweg unter der Josef-Eberle Brücke in Rottenbrug planschten am Dienstagabend die Enten. Der Neckar war unerwartet über die Ufer getreten. Grund waren aber nicht etwa ergiebige Niederschläge, sondern die durch einen Stromausfall lahmgelegte Steuerung am Wasserkraftwerk. Bild: Lucie Schweizer

Vereinzelte Rottenburger Fußballfans machten sich am Dienstagabend nach drei Stunden ohne Elektrizität ernsthaft Sorgen, ob sie womöglich das Champions-League-Halbfinale Real Madrid gegen FC Bayern im Fernsehen verpassen würden. Gerade rechtzeitig vor Anpfiff in Spanien schafften es die Rottenburger Stadtwerke aber doch noch, alle TV-Geräte wieder mit Strom zu versorgen.

Grund für den Stromausfall waren zwei gleichzeitig aufgetretene Defekte an Mittelspannungserdkabeln der Energieversorgung Rottenburg (EVR). „Wir rätseln noch“, bekennt Stadtwerke-Chef Martin Beer. Die beiden Defekte liegen nämlich auf voneinander getrennten Kabelwegen. Möglicherweise habe aber dennoch der Schaden am einen 20-Kilovolt-Kabel den anderen ausgelöst. Vielleicht über einen Erdschluss, mutmaßt Beer.

27 der knapp 100 Umspannstationen im Rottenburger Stadtgebiet waren von dem „Blackout“ um 16.15 Uhr betroffen, sodass zunächst der nördliche Teil der Kernstadt vom Hohenberg übers Gebiet Äuble bis zum Hammerwasen ohne Elektrizität war. Altstadt, Ehingen, Kreuzerfeld und Siebenlinden waren laut Beer nicht betroffen.

Weil einer der Kabelschäden in der Jahnstraße schnell lokalisiert war, konnten die 19 Trafos dieses Kabelrings rasch wieder in Betrieb genommen werden: Viele Haushalte waren um 17.20 Uhr wieder am Netz. Um den zweiten Schaden in der Niedernauer Straße zu finden, mussten aber ein Kabelmesswagen und ein Tiefbauunternehmen anrücken, die das Problem schließlich beim Preußischen dingfest machten. Um 20.18 Uhr waren dann auch die letzten betroffenen Umspannstationen für die nordwestliche Kernstadt wieder am Netz.

Der Bereich um die Justizvollzugsanstalt war insgesamt vier Stunden lang ohne Strom. Im Gefängnis selbst habe man aber ein Notstromaggregat, das für sechs bis sieben Stunden die Elektrizitätsversorgung sichert, erklärt Thomas Frick von der JVA. Und auch dann müsse nur Diesel nachgetankt werden. Die Schließeinrichtungen seien übrigens allesamt mechanisch, sodass auch ohne Strom keine Ausbruchgefahr bestehe.

Einen Ausbruch aus seinem Flussbett schaffte allerdings der Neckar, da auch die städtischen Wasserkraftwerke vom Stromausfall betroffen waren. Ohne Elektrizität schaltete das Wehr beim Preußischen auf Notsteuerung und ließ in der Folge zu viel Wasser durch. Das Kraftwerk in der Tübinger Straße reagiert laut Beer relativ träge, sodass der Pegel in der Altstadt zeitweise um 30 bis 40 Zentimeter anstieg. Dadurch trat der Neckar an manchen Stellen über die Ufer, ehe die Stadtwerke nach Abstimmung mit den flussabwärts gelegenen Staustufen das Wasser geordnet ablassen konnten. Das kleine Hochwasser richtete aber offenbar keine Schäden an.