DFB-Pokal

Der Mann, der den Bayern entwischt

Ante Rebic erzielt zwei Treffer und entscheidet das Endspiel zugunsten der Eintracht. Der Kroate gilt als schwierig, doch gerade mit Trainer und Landsmann Niko Kovac versteht er sich bestens.

22.05.2018

Von UWE WUTTKE

Selbst von Mats Hummels (links) und Niklas Süle, der möglichen deutschen WM-Innenverteidigung, nicht zu stoppen: Ante Rebic (Mitte) im Berliner Olympiastadion auf dem Weg zum 1:0 für Eintracht Frankfurt. Foto: Shan Yuqi/XinHua/dpa

Selbst von Mats Hummels (links) und Niklas Süle, der möglichen deutschen WM-Innenverteidigung, nicht zu stoppen: Ante Rebic (Mitte) im Berliner Olympiastadion auf dem Weg zum 1:0 für Eintracht Frankfurt. Foto: Shan Yuqi/XinHua/dpa

Berlin. Der Mann des Spiels war Frankfurts Ante Rebic, der mit seinen beiden Toren beim 3:1 der Eintracht gegen Bayern München das 75. Endspiel im DFB-Pokal entschied. Bekannt ist er als eigensinniger Querkopf. Für Trainer Niko Kovac – ebenfalls Kroate – offenbar kein Problem.

Auf der durch T-Shirt-Einheitslook ganz in weiß gehaltenen Osttribüne des ausverkauften Berliner Olympiastadion vollführten die Fans von Eintracht Frankfurt wahre Veitstänze, als Rebic sein vorentscheidendes zweites Tor beim 3:1-Coup über den FC Bayern erzielte. Ein Fan feierte besonders ekstatisch, denn ihm, der seinen Namen nicht nennen wollte, hatte der Kroate schon vorm Finale versprochen, dass er zwei Treffer im DFB-Pokalfinale gegen den Meister erzielen würde. „Ich arbeite bei Mercedes in Frankfurt, und Rebic hat sein Auto bei uns zur Reparatur abgegeben. Da habe ich gesagt, dass er auch zwei Tore schießen muss. Er hat gesagt, er macht das“, erzählte der glückliche Mann mit dem dunklen Vollbart.

Dass der Außenstürmer der Eintracht derart eindrucksvoll auftrumpfte, war Teil des Plans von Niko Kovac. Der stellte Kevin-Prince Boateng als zentralen Stürmer und Ballverteiler auf, damit er die schnellen Außenangreifer Rebic und Marius Wolf mit Pässen bedienen konnte, um die Bayern-Defensive auseinanderzureißen. Der Plan ging auf.

„Absolute Weltklasse“

Die Mitspieler zeigten sich gerade von Rebics Darbietung begeistert. „Die beiden Treffer waren absolute Weltklasse“, freute sich Wolf. Und Torwart Lukas Hradecky gab mit seinem Lieblingsgetränk – einem Bier – in der Hand zu Protokoll. „Er hat das Spiel seines Lebens gemacht.“ Und am Sonntag vor den 70?000 feierwütigen Fans auf dem Frankfurter Römer verriet Kevin-Prince Boateng den kroatisch-deutschen Matchplan. „Ante hat mir vor dem Spiel in seinem kroatischen Deutsch gesagt: ,Bruda, schlag den Ball lang.? Also, Bruda, ich schlag den Ball lang – Danke, Mann!“, rief Boateng den jubelnden Fans zu.

Der kroatische Nationalspieler selbst blieb bescheiden: „Für mich hat sich ein Traum erfüllt.“ Dabei galt der 24-Jährige, den Verletzungen und Pfeiffersches Drüsenfieber oft zurückwarfen, lange als schwieriger Charakter, gar als Rüpel. Eine Einschätzung, der Kovac nach dessen Galavorstellung vehement entgegentrat. „Viele haben ihm unterstellt, dass er ein schlimmer Finger ist. Aber eigentlich ist er ein ganz zahmer Bube und netter Kerl. Man muss nur wissen, wie man ihn anfasst und manchmal ein oder auch zwei Augen zudrücken.“ Wie umwerfend Rebic dann sein kann, erfuhr Kovac am eigenen Leib. Nach den Abpfiff riss er den Coach im Jubeltaumel kurzerhand zu Boden. „Ich hatte ja mal Judotraining und dachte, ich kann mich auf den Beinen halten. Aber Ante ist doch ein ziemlicher Koloss“, sagte Kovac schmunzelnd.

Unter ihm entwickelte er sich zum absoluten Leistungsträger und gilt nach seinem Doppelpack gegen die Bayern als Pokal-Endspiel-Experte, denn schon beim 1:2 im Vorjahr gegen Borussia Dortmund erzielte er das Eintracht-Tor. Es war erstaunlich, wie wuchtig der Stürmer bei beiden Toren der möglichen deutschen WM-Innenverteidigung mit Mats Hummels und Niklas Süle entwischte und trocken abschloss.

Vielleicht ist Rebic, der noch einen Vertrag bis Juni 2021 besitzt, ja bald ein Mann für die Bayern. Er wäre nicht der erste Spieler, den die Münchner der Konkurrenz wegkaufen würde. Siehe das Beispiel Robert Lewandowski, der einst von Borussia Dortmund kam und trotz seines zwischenzeitlichen Ausgleichs- und eines Lattentreffers im Berliner Olympiastadion klar im Schatten des Kroaten stand. Niko Kovac als neuem Bayern-Coach würde das sicher freuen, denn er kommt mit Ante Rebic ja hervorragend aus.

Im Jubel: Fredi Bobic (l.) und Niko Kovac. Foto: Arne Dedert/dpa

Im Jubel: Fredi Bobic (l.) und Niko Kovac. Foto: Arne Dedert/dpa

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Erstellt:
22.05.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 47sec
zuletzt aktualisiert: 22.05.2018, 06:00 Uhr

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