Blondine in Schwarzweiß

Der Kulturverein Zehntscheuer zeigt Fotografien von Marilyn Monroe

Eine ungewöhnliche Ausstellung mit 70 Fotografien von Marilyn Monroe wurde am Sonntag in der Rottenburger Zehntscheuer eröffnet. Es sind teils rare Aufnahmen berühmter Fotografen, die die weltberühmte Schauspielerin zwischen 1945 und 1962 mit je eigenem Blick inszenierten.

19.07.2016

Von Frank Rumpel

Viele wenig bekannte Porträts der Schauspielerin Marilyn Monroe hängen bis Anfang September in der Rottenburger Zehntscheuer.Bild: Franke

Viele wenig bekannte Porträts der Schauspielerin Marilyn Monroe hängen bis Anfang September in der Rottenburger Zehntscheuer.Bild: Franke

Rottenburg. „Wir waren im Vorfeld unsicher, ob wir das machen sollen“, sagte Karl Friedrich Baur, Vorsitzender des Kulturvereins Zehntscheuer bei der Ausstellungseröffnung am Sonntagabend. Schließlich sei das die erste Fotoausstellung, die sich um nur eine Person dreht. Um eine Person freilich, die bereits zu Lebzeiten ein Mythos war.

In diesem Jahr wäre die 1926 in Los Angeles als Norma Jeane Baker geborene und 1962 ebenda an einer Überdosis Barbiturate gestorbenen Marilyn Monroe 90 Jahre alt geworden. Das wiederum nahm der Kölner Galerist Burkhard Arnold zum Anlass für eine Schau, in der etliche bekannte, aber auch seltene Fotos der Schauspielerin zu sehen sind.

Zu den allseits bekannten Fotos zählen etwa jene, die Elliott Erwitt und Eve Arnold am Set von „The Misfits“ („Nicht gesellschaftsfähig“) gemacht haben. Auch die Poolbilder, die Lawrence Schiller 1962 am Set des unvollendet gebliebenen Films „Something’s got to give“ aufgenommen hat, gehören dazu.

Der Galerist hat aber auch frühe Fotos von 1945 und 1946 aufgetrieben, auf denen der Fotograf Bruno Bernard die noch nicht erblondete Norma Jeane Baker ablichtete und bekannt machte. Eine Serie von Arnold Newman zeigt eine ziemlich mitgenommen und verletzlich, aber auch ungekünstelt wirkende Monroe 1962 zu Besuch bei dem Schriftsteller Carl Sandburg. Und von der berühmten, vielfach kopierten Szene aus dem von 1954 stammenden Film „Das verflixte 7. Jahr“, in der Monroe im weißen Kleid auf einem Lüftungsschacht steht, gibt es in der Ausstellung gleich eine ganze Reihe, eine Art „Making of“ inklusive Kontaktabzügen zu sehen.

Ungebrochener Einfluss auf die Pop-Kultur

Von allen Hollywood-Diven habe sich Marilyn Monroe am tiefsten ins kollektive Gedächtnis eingeprägt, sagte Andreas Müller, Direktor des Deutschen Fotomuseums in Leipzig vor gut 50 Gästen. Sie sei zur Legende geworden, die heute so populär sei, wie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Das habe vor allem „mit ihrem ungebrochenen Einfluss auf die populäre Kultur“, zu tun, sagte Müller.

Er näherte sich den Bildern aus zwei Richtungen. So schlug er einen weiten Bogen von 1839, als Louis Daguerre seine Lichtbildtechnik in Paris vorstellte, bis zur massenhaften Verbreitung von Fotografien in Zeitungen und Zeitschriften. Letzteres setzte einfache, technische Reproduzierbarkeit voraus, die laut Müller nach dem Ersten Weltkrieg für den Siegeszug hochwertiger Illustrierter sorgte.

Gleichzeitig entwickelte sich mit der boomenden Filmindustrie vor allem in Hollywood eine Populärkultur, die reihenweise Idole und Schönheitsideale hervorbrachte. Und mit den massenhaft verbreiteten Illustrierten, sagte Müller, „konnte jedermann die Idealbilder nach Hause tragen“.

Die europäischen Schönheitsideale wiederum (das war Müllers zweiter Ansatz) hätten sich seit der um 340 vor Christus geschaffenen Knidischen Aphrodite des Praxiteles kaum gewandelt. Mit nur geringfügigen Abweichungen pendle das Idealbild weiblicher Schönheit seither zwischen Fraulichkeit und Jugendlichkeit.

Marilyn Monroe sei neben Brigitte Bardot der Inbegriff des weiblichen Schönheitsideals gewesen, ein Ideal, das sich durch die zunehmend global verbreiteten Bilderfluten rasch festschrieb.

Vergessene Filme,

unvergessliche Fotos

An Monroes Filme können sich heute nur noch wenige erinnern, sagte Müller. Aber die Fotos von ihr seien tief in der Erinnerungskultur verwurzelt. Die damals prominentesten Fotografen hätten sich begeistert an der Filmdiva abgearbeitet. „Die dabei entstandenen Kunstfotografien bleiben im Gegensatz zu anderen Bildern angesichts der Faszination Marilyns nachhaltig im öffentlichen Bewusstsein hängen.“

Die großteils schwarzweißen Fotos dokumentieren den Aufstieg des noch unbekannten Fotomodells Norma Jeane Baker zur Kultfigur Marilyn Monroe. Sie zeigten „den Glamour Hollywoods, aber auch die Einsamkeit und Unsicherheit der berühmtesten Blondine aller Zeiten“, sagte Müller.

Die Fotos bringen einem den Mythos Marilyn Monroe vielleicht etwas näher, sagte am Sonntag ein sichtlich begeisterter Karl Friedrich Baur, der zunächst ein paar Monroe-Fotos von Elliott Erwitt in Karlsruhe sah und die Idee hatte, dass die Monroe sich doch wunderbar für eine Art Biographie in öffentlichen Bildern eignen würde.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, in dem sämtliche Fotos der Schau samt Kurzbiographien der zehn Fotograf/innen versammelt sind. Was fehlt, ist eine biographische Notiz zu jener Frau, die in dem Buch über 70 Mal abgelichtet ist.

Info Bis zum 4. September von Mittwoch bis Freitag von 15 bis18 Uhr, samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr. Das Waldhornkino zeigt am Sonntag, 7. August, um 11 Uhr den Film „Some Like it Hot“ und am Sonntag, 4. September, um 11 Uhr „Gentlemen prefer Blondes“.

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Erstellt:
19.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 13sec
zuletzt aktualisiert: 19.07.2016, 01:00 Uhr

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