Kino

Der Kampf hat begonnen

Es klingt wie eine Kampfansage: Das Kino werde „noch stärker zurückkommen“, sagte der Leiter des Filmfestivals in Cannes, Thierry Frémaux, kürzlich in einem Interview.

13.06.2020

Von IGOR STEINLE

Erfolg auf Netflix: „Marriage Story“-Regisseur Noah Baumbach. Foto: V.Pinto/AFP

Erfolg auf Netflix: „Marriage Story“-Regisseur Noah Baumbach. Foto: V.Pinto/AFP

Berlin. Die Adressaten sind nicht nur die Zuschauer, die in Zeiten geschlossener Kinosäle auf gemeinsames Filmvergnügen verzichten müssen. Es sind auch Konzerne wie Netflix, Amazon und Disney+. „Das Kino ist ,geschlossen?, und die Streamingplattformen reißen sich die Szene an sich“, beklagt der Cineast.

Während bei Kinobetreibern Depression herrscht, knallen bei den Streamingkonzernen die Champagnerkorken. Um 15,8 Millionen schoss die Anzahl der Bezahlabos beim Marktführer Netflix auf insgesamt 183 Millionen in die Höhe. Das übertraf alle Erwartungen. Vor allem im März, als die Menschen in immer mehr Ländern wegen des Coronavirus zuhause bleiben mussten, legte die Zahl rasant zu. Der große Rivale Disney+ boomt ebenfalls. Fünf Monate nach dem Start hatte die Plattform im April bereits 50 Millionen zahlende Abonnenten und damit beinahe jene Marke geknackt, die man erst in fünf Jahren erreichen wollte.

Die neuen Plattformen machen den Kinos das Leben dabei nicht erst seit Corona schwer. Längst haben sie außer Serien auch hochkarätig besetzte Filme wie „The Irishman“ von Martin Scorsese oder „Marriage Story“ mit Scarlett Johansson im Programm. Die letzte Oscar-Verleihung geriet so zum Showdown zwischen Netflix und den klassischen Hollywood-Studios. Zwar gingen am Ende nur zwei der begehrten Trophäen an den Herausforderer aus dem kalifornischen Los Gatos. 24 von mehr als 120 Nominierungen an den Streamingdienst zeigen jedoch, das etwas in Bewegung geraten ist in der Filmbranche. Der Filmtheater-Betreiber AMC, zu dem in Deutschland die UCI-Kinos gehören, hat deswegen bereits die Abwehrschlacht begonnen: Er will keine Filme des Studios Universal mehr zeigen.

Universal nämlich hat es gewagt, den Animationsfilm „Trolls World Tour“ aufgrund der geschlossenen Kinos direkt in den Online-Verleih zu bringen, ohne ihn vorher exklusiv in Kinotheatern zu zeigen. Man werde auch jeden Nachahmer boykottieren, droht AMC. Ob das Universal beeindrucken wird, bleibt abzuwarten. Allein in den USA spielte „Trolls World Tour“ in den ersten drei Wochen 100 Millionen Dollar ein. Igor Steinle

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Erstellt:
13.06.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 00sec
zuletzt aktualisiert: 13.06.2020, 06:00 Uhr

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