Der Gipfel

21.07.2018

Von Hartmut Fromm, Kusterdingen

Lieber Jörn Heher, der Leserbrief von Herrn Palmer vom 20. Juli, in dem er – durch den Mund von Thomas Schmid, dem früheren „Welt“-Herausgeber spricht – den „Extremismus der Menschenrechtsidealisten“ als Beschädigung der öffentlichen Sphäre bezeichnet, ist der Gipfel von Sprach- und Denk-Unklarheit. Jeder Mensch weiß, ein Haus ohne Fundament bleibt nicht. Die Theorie und Praxis der politischen Emanzipation suchte und fand das Fundament des menschlichen Zusammenlebens in den allgemeinen Menschenrechten. Der frühere Mathematikstudent Palmer müsste wissen, dass ohne die Reduktion der Erkenntnis auf wenige Fundamente kein einziger mathematischer Beweis möglich ist.

Das Grundgesetz ist Fundament unseres Staates. Dass die Begriffe „Gutmensch“ und „Menschenrechtsfundamentalist“ zu Unworten, zu Beschimpfungen wurden, ist nicht nur „Verdienst“ von Herrn Palmer, dahinter steht meines Erachtens der zunehmende Unwille, für andere, für die Gesellschaft einen Beitrag zu leisten, und sich mit der Diffamierung solcher Tätigkeit sein Gewissen „rein“ zu waschen.

Dass Herr Palmer es aber zu einem großen Problem erklärt, dass jeder einzelne in seiner Fähigkeit etwas zu leisten begrenzt ist – eine Erkenntnis, die ja gerade Ursache und Antrieb des koordinierten, des politischen Handelns von Menschen ist, und uns dadurch möglich macht, über unsere Begrenzung hinaus zu handeln –, ist bedauerlich.