Tourismus-Boom dank Deutschlandurlaub

Der Fremdenverkehr blüht in Tübingen

Tübingen profitiert von der Vorliebe der Deutschen, im Inland Urlaub zu machen: Die Zahl der Übernachtungen steigt weiter.

10.09.2017

Von Madeleine Wegner

Ein Foto vor Tübingens opulenter Blumenpracht gehört dazu.Bild: Metz

Ein Foto vor Tübingens opulenter Blumenpracht gehört dazu.Bild: Metz

Tübingen lockt immer mehr Touristen an. Seit Jahren steigen die Besucherzahlen, so auch im ersten Halbjahr 2017. Die Stadt verzeichnete in diesem Zeitraum knapp 126.000 Übernachtungen. Das sind neun Prozent mehr als im Vergleichshalbjahr 2016. Mit den steigenden Touristen-Zahlen bekommt die Stadt auch einen allgemeinen Trend zu spüren: Der Urlaub im Inland ist beliebt. „Deutschland als Hauptreiseziel – da profitieren die kleinen Städte“, sagt die Geschäftsführerin des Tübinger Bürger- und Verkehrsvereins, Gabriele Eberle. Doch auch das Thema Sicherheit spielt laut Manuela Feiler, Tourismusbeauftragte im Landkreis, eine Rolle. Die Angst vor Anschlägen sei in kleineren Städten geringer.

Ein weiterer Grund für die steigende Beliebtheit der Universitätsstadt sei das neue Ibis-Hotel mit 220 Betten, das im vergangenen Jahr an der Blauen Brücke eröffnet hat. „Kapazität schafft auch Anreize“, sagt Feiler. Im Vergleich zum Vorjahr kamen 6500 Gäste mehr in die Universitätsstadt.

Die Zahl der Besucher aus dem Ausland habe sich dabei überraschenderweise nicht stark verändert. „Das war anders prognostiziert“, sagt Feiler. „Man hat darauf immer als Wachstumsfaktor gesetzt.“ Hier spiele laut Eberle die gestiegene Angst und etwa Reisewarnungen der USA, die auch Deutschland betreffen, eine Rolle. Sie sagt deshalb: „Tourismus ist manchmal eine Mimose.“

Fast ein Viertel der ausländischen Gäste kommen aus der Schweiz (in absoluten Zahlen: 1800). Sie sind damit mit Abstand die größte ausländische Gruppe und verzeichnen auch bei den Ankünften den größten Zuwachs (knapp 8 Prozent).

Bei den Übernachtungen liegen jedoch die US-Amerikaner vorne. Außerdem machen sie mit einem Anteil von gut 13 Prozent die zweitgrößte Gästegruppe aus. Knapp dahinter mit fast 13 Prozent liegen die italienischen Touristen, die mit plus 7 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 auch den zweitgrößten Zuwachs verzeichnen. Das ist laut der Tourismusexpertinnen auch ein Ergebnis ihrer verstärkten Bemühungen, etwa bei italienischen Busreiseveranstaltern. „Busreisen ist wieder ein aufsteigender Markt“, sagt Eberle. Für die Chocolart werben beispielsweise auch Flyer in italienischer Sprache – in der Hoffnung, dass die Gäste nach dem Besuch für einen längeren Aufenthalt im Sommer wiederkehren.

Warum es vergleichsweise viele Schweizer nach Tübingen zieht, liegt einerseits an der räumlichen Nähe. „Außerdem ist die Zugverbindung super“, sagt Feiler. Hinzu kommen die vergleichsweise niedrigen Preise in Deutschland, die kleinen Läden in Tübingen und die schwäbische Küche. Aus dem Nachbarland Frankreich hingegen kommen derzeit immer weniger Gäste. „Das war jahrelang unser bestes Klientel“, sagt Eberle. Und Feiler fügt hinzu: „Um die müssen wir uns kümmern.“

Die Ernennung der Höhlen auf der Schwäbischen Alb zum UNESCO-Weltkulturerbe wirke sich bislang kaum spürbar auf den Tourismus aus. Ein großer Teil der Eiszeit-Funde ist auf dem Schloss im Museum der Universität zu sehen. „Ich sehe eher eine Chance darin, dass es so dezentral ist“, sagt die Tourismusbeauftragte. Sie hofft, dass durch die in der Region verstreuten Sehenswürdigkeiten rund um die Eiszeit-Kunst Touristen auch länger im Kreis Tübingen verweilen. Um diese Sehenswürdigkeiten in Natur und in Museen gemeinsam zu bewerben, müsse es jedoch eine zentrale Koordinationsstelle geben. „Aus unserer Sicht müsste das bei der Schwäbischen Alb angesiedelt sein“, sagt Feiler.

Universität, Neckar, Altstadt: Das sind die drei häufigsten Dinge, die Touristen mit Tübingen verbinden. Die beiden Touristenexpertinnen wollen zukünftig vor allem Tübingens Image als jugendliche, frische – eben durch Studenten geprägte – Stadt stärken. Aber manchmal sind es auch die scheinbar kleinen Dinge, die großen Eindruck machen. Denn wovon „ganz viele Touristen schwärmen“, sagt Eberle, das sei der Blumenschmuck in der Stadt.

Schwankungen im Jahresverlauf

Die Zahl der Touristen schwankt im Laufe des Jahres stark. Januar und Februar sind generell wenig attraktive Reisemonate. „Da haben wir noch ein bisschen Kapazitäten“, sagt die Tourismus-Beauftragte Manuela Feiler.

Im Gegensatz zu den Sommerferien seien die Pfingstferien kritisch, weil viele in dieser Zeit in den Süden fahren. Der Juni habe daher in diesem Jahr etwas geschwächelt.

Der August sei in diesem Jahr besonders stark: „Der war sonst immer kritisch, aber die Zahlen sind diesmal top“, sagt Feiler.

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Erstellt:
10.09.2017, 20:11 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 04sec
zuletzt aktualisiert: 10.09.2017, 20:11 Uhr

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