Fußball

Der Flickenteppich droht

Geisterspiele oder geringe Auslastung, einheitliche oder unterschiedliche Regeln: Die Zuschauerfrage bleibt vorerst offen. Ein Klub rebelliert bereits.

02.12.2021

Von sid

Borussia Dortmund hat schon storniert. Zwar nicht das Topspiel an sich, aber den Verkauf der Eintrittskarten für das Top-Duell am kommenden Samstag mit Bayern München (18.30 Uhr/Sky). Der BVB weiß schließlich wie alle Fußball-Bundesligisten, dass Restriktionen auf ihn zukommen. Doch wie genau die Zuschauerfrage in Anbetracht der zugespitzten Corona-Situation geklärt wird – das weiß noch niemand.

Vor der Bekanntmachung des Dortmunder Verkaufsstopps am Mittwoch hatte bereits eine kurze Mitteilung des FC Augsburg die unübersichtliche Lage verdeutlicht. Er plane für das kommende Heimspiel gegen den VfL Bochum mit einer Stadion-Auslastung von 25 Prozent, ließ der FCA wissen. Demzufolge wollen die Fuggerstädter entweder nach Hessen umziehen oder gegen ihre Landesregierung rebellieren. Schließlich soll es in Bayern zukünftig Geisterspiele geben, während Hessen ein Viertel der Kapazität freigeben will. Das sind jedenfalls die Ankündigungen der Ministerpräsidenten vor den neuerlichen Bund-Länder-Beratungen am Donnerstag.

Stand jetzt wird an deren Ende mit Blick auf den Profisport ein Flickenteppich herauskommen. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass alles auch ganz anders kommen kann. Möglicherweise setzt sich doch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mit seiner Forderung nach bundesweiten Begegnungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit durch. Unterstützung erhält der CSU-Politiker aus Baden-Württemberg und auch aus Sachsen, wo die Geisterspiel-Regelung ohnehin bereits gilt.

Der Tabellenzweite aus Dortmund hofft dagegen mit Blick auf den Clasico gegen den Rekordmeister und Spitzenreiter aus München noch auf Zuschauer. Denn Nordrhein-Westfalen plant laut Medienberichten eine Auslastungs-Obergrenze von einem Drittel und eine Deckelung bei maximal 25 000 Zuschauern.

„Ich hätte mich gefreut, möglichst viele Zuschauer zu haben. Die Bundesliga ist kein Pandemietreiber – das bestätigt Ihnen jedes Gesundheitsamt“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei Sky: „Man muss aber auch fairerweise sagen, dass wir der Pandemiesituation Tribut zollen müssen, die wir haben. Davon können wir uns nicht abkoppeln. Deutlich weniger Zuschauer – das nimmt ein bisschen das besondere Feeling. Aber es ist richtig und sachlich geboten.“

Wie viele Fans tatsächlich kommen dürfen, liegt in den Händen der Landesregierung. Doch NRW hält sich wie die anderen Bundesländer mit Beschlüssen noch zurück. Der Konjunktiv hat Konjunktur. So sollen in Berlin nur noch 5000 Zuschauer erlaubt sein, Niedersachsen denkt über eine Reduzierung der Kapazitäten nach, in Rheinland-Pfalz gilt nach wie vor die 2G-Regelung, und Hamburg will sich einer „bundeseinheitlichen Regelung anschließen“.

Genau die fordert auch der Präsident des Deutschen Städtetages. „Sportveranstaltungen mit vollen Rängen gehören nicht mehr in die Zeit und sollten ohne Publikum vor Ort stattfinden“, sagte Markus Lewe (CDU) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr designierter Nachfolger Olaf Scholz (SPD) hatten am Dienstag mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder über die Coronalage beraten. Die Rufe nach einer Verschärfung der Schutzmaßnahmen und Beschränkungen waren in den vergangenen Tagen nochmals lauter geworden. Grund sind die hohen Infektionszahlen und die Verbreitung der neuen Omikron-Variante.

Dass Geisterspiele oder zumindest starke Zuschauer-Beschränkungen wieder eingeführt werden, war schon rund um die Beratungen klar. Neben dem Fußball werden auch die anderen Sportarten betroffen sein. Schließlich geht es um Großveranstaltungen in ihrer Gesamtheit. sid

VfB stellt sich auf Geisterspiele ein

Bundesligist VfB Stuttgart stellt sich angesichts auf Geisterspiele ein. „Auch wenn es bisher keine entsprechende Verordnung und auch keine schriftliche Information gibt, müssen wir aktuell davon ausgehen, dass wir die beiden letzten Heimspiele 2021 nur ohne Zuschauer austragen dürfen“, teilte der Klub am Mittwoch mit.

Vorstandschef Thomas Hitzlsperger sagte: „Spiele ohne Zuschauer würden uns vor extreme Herausforderungen stellen.“ Er appellierte er an die Politik, „den organisierten Sport wieder als Teil der Lösung und nicht als Problem wahrzunehmen.“

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Erstellt:
02.12.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 52sec
zuletzt aktualisiert: 02.12.2021, 06:00 Uhr

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