Zollernalbkreis

Der Elektro-Chopper für die City

Die Firma Proactiv fertigt auf der Schwäbischen Alb den „Scrooser“. Der E-Roller, der von einem Berliner Start-up entwickelt wurde, kommt etwa im Tourismus zum Einsatz.

16.07.2019

Von PASCAL TONNENMACHER

Proactiv-Geschäftsführer Andreas Sättele. Wer sich privat einen „Scrooser“ kauft, ist männlich und?Ü40.   Foto: Pascal Tonnemacher

Proactiv-Geschäftsführer Andreas Sättele. Wer sich privat einen „Scrooser“ kauft, ist männlich und?Ü40. Foto: Pascal Tonnemacher

Eine kleine Marke aus Metall, die man nach einem Knopfdruck neben dem Display am Lenker an den Sattel hält, reicht aus, um den „Scrooser“ zu starten. Geräuschlos zieht der schlichte Scooter zum Cruisen, der in Dotternhausen (Zollernalbkreis) bei Proactiv gefertigt wird, nach kurzer Einführung über den Parkplatz.

Ende 2015 ist das Berliner Start-up auf Andreas Sättele und sein Unternehmen Proactiv zugekommen. Drei fertige Prototypen warteten darauf, serienreif zu werden, erzählt Andreas Sättele, der gemeinsam mit Jörg Sättele Geschäftsführer ist. Proactiv beschäftigt aktuell 80 Mitarbeiter. 2018 erzielten sie einen Umsatz von 9,4 Mio. EUR. Seit Ende 2016 wird der „Scrooser“ bei den Experten für Reha-Technik und Pedelecs in Serie gefertigt. Rund 630 dieser E-Scooter hat das in Dresden gegründete und mittlerweile in Berlin ansässige und fünf Mitarbeiter starke Start-up „Scrooser“ mittlerweile verkauft.

Bis Ende des Jahres sollen insgesamt 1100 Exemplare in Dotternhausen gefertigt sein. 70 Prozent der Verkäufe gehen in den touristischen Bereich, beispielsweise an Tourenanbieter, Hotels oder Verleiher. Die restlichen, privaten Nutzer seien überwiegend männlich und älter als 40 Jahre. Sie fahren rund drei bis sieben Kilometer direkt zum Büro. Auch am Wochenende ersetze der „Scrooser“ oftmals das Auto.

Damit kennt Sättele sich aus: Was Proactiv produziert, also unter anderem Pedelecs, ersetzt oftmals das Auto. „Die technischen Möglichkeiten, um den ,Scrooser? beispielsweise mit dem Schweißroboter in zwei Kabinen bei uns zu produzieren, sind da“, sagt Sättele. „Das hat gepasst.“ Solche Fremdprodukte zu produzieren, ermöglicht dem Unternehmen, hohe Investitionen in eine weitere Automatisierung zu tätigen.

Das Unternehmen hat seinen Kern noch immer in der Reha-Technik. Rund 12 bis 15 Prozent macht der „Scrooser“ im Bereich der Lohnfertigung bei Proactiv aus. Doch auch in Sachen Elektromobilität scheint Sättele ein wachsames Auge zu haben – und hält sich im Gespräch alle Türen für neue Produktarten offen.

Zurück auf die Straße: Entweder durch einen kurzen Kick – wie beim klassischen City-Roller aus Kindheitstagen – mit unterstützendem elektrischem Impulsantrieb oder über einen Gasgriff wie bei Mofas gelangt der Flitzer zackig auf 25 Kilometer pro Stunde, je nach Fahrmodus schnelle 25 oder gemächliche 45 Kilometer lang. Der selbststehende „Scrooser“ soll Lust am Fahren machen – das tut er. Doch für die viel diskutierte letzte Meile in der Großstadt taugt er nicht. Das 56 Kilo schwere Gerät kann nicht in Bus oder U-Bahn genommen oder zusammengeklappt ins Auto gelegt werden, auch Schieben schlaucht.

Mit extrem breiten Reifen

Doch wer ein paar Kilometer im Dorf oder in der Stadt zu bewältigen hat, wird stehend oder sitzend emissionsfrei und lässig zur Arbeit oder an den See fahren können. Und wer sich an die extrem breiten Reifen und die im ersten Moment schwergängige Lenkung gewöhnt, kann recht schnell nachhaltiges Chopper-Feeling (natürlich ohne den typischen Sound) genießen.

Der „Scrooser“, der für 3690 EUR erhältlich ist, hat eine Straßenzulassung in der EU, braucht ein Kennzeichen und muss versichert werden. Auch ein Mofa-Führerschein und Helm sind Pflicht; Radwege ohne Mofa-Ausnahme sind wiederum tabu.

Das unterscheidet den E-Chopper aus Dotternhausen grundsätzlich von den kleineren und leichteren E-Tretrollern, die bis 20 Kilometer pro Stunde schnell werden können und im selben Verkehrsraum wie Fahrräder fahren dürfen. Interessierte sollten sich deshalb vor dem Kauf über ihre Bedürfnisse im Klaren sein und informieren.

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Erstellt:
16.07.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 43sec
zuletzt aktualisiert: 16.07.2019, 06:00 Uhr

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