Reisen

Interview: „Der Deutschlandurlaub wird nicht billiger“

Die Reiseaktivität der Deutschen ist fast komplett eingestellt. Im Sommer werden die Bundesbürger aber vieles nachholen, meint der Generalsekretär des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Rabe.

15.01.2021

Von DOROTHEE TOREBKO

Michael Rabe. Foto: Svea Pietschmann/BTW

Michael Rabe. Foto: Svea Pietschmann/BTW

Wie geht es der deutschen Tourismuswirtschaft?

Michael Rabe: Wir hatten und haben in weiten Bereichen einen absoluten Stillstand der Aktivitäten. Messen und Kongresse gab es nicht, die Bustouristik ist zum Erliegen gekommen und Fernreisen fanden seit März nicht statt. Insgesamt ist es das größte Krisenjahr seit Bestehen der Republik.

Im Sommer erholte sich der Tourismus. Ist das auch 2021 zu erwarten?

Die Deutschen sind Reiseweltmeister. Das Interesse am Reisen ist da. Das zeigte sich von Juni bis September, als die Zahlen zumindest für einige deutsche und europäische Ziele einigermaßen erfreulich waren. Wir hatten aber insgesamt einen Rückgang der Reiseaktivität von über 40 Prozent. Wenn es gut läuft und es eine positive Impfentwicklung gibt, werden die Zahlen 2021 leicht steigen. Mit einer wirklichen Normalisierung rechnen wir nicht vor 2024.

Geht der Trend hin zum kurzfristigen Buchen?

Das sehe ich nicht. Sobald Politik, Impfungen und Infektionszahlen Perspektiven für den Sommerurlaub bieten, wird die Buchungswelle starten. Wir haben das bei den Kreuzfahrten erlebt. Als diese angeboten wurden, gab es schnell wieder Buchungen.

Werden die Bürger in der kommenden Saison lieber daheimbleiben, anstatt zum Beispiel an die Adria zu fahren?

Beides. Wir wissen von krisengeschüttelten Destinationen, dass die Menschen nach Ende der Krise wieder dort hinreisten. In einer Krise werden aber auch neue Nachfragemuster entwickelt. Ich bin überzeugt, dass sie über die Pandemie hinaus wirksam sein werden. Das gilt besonders für ältere Reisende. Viele werden den Urlaub vor Ort bevorzugen, solange sie nicht sicher sind, dass sie in anderen Destinationen und während der Reise geschützt sind.

Vor allem Flugreisen müssen sicher sein.

Die Luftverkehrsanbieter und Flughäfen arbeiten mit Hochdruck an Schnelltestmöglichkeiten. Diese brauchen aber politische Akzeptanz. Ohne die wird es keine nennenswerte Belebung des Luftreiseverkehrs geben.

Müssen Touristen mit höheren Preisen rechnen?

Preise werden abgebildet durch den Markt. Aufgrund der absehbar großen Nachfrage dürfte Deutschlandurlaub in den attraktiven Reisegebieten und -zeiten nicht billiger, sondern eher teurer werden. Im Bereich der Pauschalreise hat TUI angekündigt, höhere Preise durchsetzen zu wollen. Ob sie das kann, wird der Markt entscheiden.

Haben Sie einen Reisegeheimtipp?

Da will ich mich nicht festlegen. Deutschland ist es wert, weiter erforscht zu werden. Ich könnte mir durchaus auch vorstellen, dass es Destinationen wie die Türkei, Tunesien oder Ägypten schaffen werden, ein hohes Maß an Sicherheit und Gesundheitsschutz zu organisieren. Für sie geht es ums Überleben und ganze Gesellschaften hängen daran, dass der Tourismus anläuft. dot

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Erstellt:
15.01.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 16sec
zuletzt aktualisiert: 15.01.2021, 06:00 Uhr

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