DFB-Pokal

Der Charme bleibt

Die Schere zwischen Amateuren und Profifußballern geht auseinander. Nicht jedoch im Pokalwettbewerb, wo eine geplante Reform scheiterte.

24.10.2017

Von GEROLD KNEHR

Kontaktbörse DFB-Pokal. In diesem Wettbewerb kommen sich Spieler wie Fabian Jung (r.) vom Siebtligisten Spfr. Dorfmerkingen und Erstliga-Profis wie der Leipziger Marcel Sabitzer ganz nahe. Foto: Eibner

Kontaktbörse DFB-Pokal. In diesem Wettbewerb kommen sich Spieler wie Fabian Jung (r.) vom Siebtligisten Spfr. Dorfmerkingen und Erstliga-Profis wie der Leipziger Marcel Sabitzer ganz nahe. Foto: Eibner

Ulm. Der DFB-Pokal ist der für manche Fans charmanteste und urigste Wettbewerb des deutschen Fußballs. In der ersten Runde schlägt oftmals die große Stunde der Amateure, die auf ein Heimspiel gegen ein attraktives Profiteam hoffen. Für die Sportfreunde Dorfmerkingen erfüllte sich Mitte August zum Saisonauftakt ein solcher Traum, als RB Leipzig ins Aalener Ostalbstadion kam. Die siebtklassigen Sportfreunde lieferten dem Champions-League-Teilnehmer einen großartigen, engagierten Kampf und schlugen sich beim 0:5 überaus achtbar.

Für die Profivereine sind die Erstrunden-Begegnungen oftmals nur eine lästige Pflicht. Nicht zuletzt deshalb wollte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) den traditionellen DFB-Pokal reformieren. Die DFL, die Organisation der Profivereine, schlug vor, den Pokal von aktuell 64 Vereinen auf 182 Teilnehmer auszuweiten, wobei sich die Amateure in Vorrunden erst für das Hauptfeld hätten qualifizieren müssen und die in der Champions- und Europa-League vertretenen Teilnehmer erst später in den Wettbewerb einsteigen hätten sollen. Ein Spiel wie Dorfmerkingen gegen Leipzig hätte es nicht mehr gegeben.

Die da oben, wir da unten

Doch soweit kommt es nun nicht. Der DFB hat sich eines besseren besonnen. „Der DFB-Pokal bezieht seinen Reiz aus den Begegnungen ,Klein gegen Groß'. Dabei bleibt es. Jeder Pokalteilnehmer kann weiter seinen Traum von einem Los gegen Bayern München oder Borussia Dortmund träumen“, sagt DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Die da oben, wir da unten – in Zeiten von horrenden Ablösesummen und der immer weiter auseinander gehenden Schere zwischen professionellen Teams und Amateurklubs unternimmt der DFB erste zaghafte Schritte, um eine gegenseitige Annäherung zu ermöglichen. Dazu zählt auch die Einberufung eines außerordentlichen DFB-Bundestages am 8. Dezember in Frankfurt. Dort soll auch über die Aufstiegsregelung zur dritten Liga entschieden werden. Bislang steigen die Meister der fünf Regionalligen nicht automatisch auf, sondern müssen sich in Qualifikationsspielen gegen andere Meister oder den Zweiten der Regionalliga Südwest durchsetzen. Der SV Waldhof war in den vergangenen beiden Jahren dabei jeweils gescheitert. Die Arbeit zweier Jahre hängt am Ausgang von zwei Spielen und ist umsonst, wenn man in der entscheidenden Begegnung einen schwachen Tag erwischt.

Zurück zum DFB-Pokal. Nach dem Aufgalopp in der schwäbischen Provinz treffen die Leipziger morgen in der zweiten Runde auf den FC Bayern – auch dieses Kontrastprogramm ist ein Teil des Charmes, den dieser Wettbewerb hat: Es gibt keine Setzliste, alles ist möglich: Für RB Leipzig bedeutet dies, dass auf das Spiel bei den siebtklassigen Amateure nun das vorweggenommenes Endspiel gegen den deutschen Rekordmeister folgt. „Würde man das auch noch korrigieren oder einjustieren, dann ist der Reiz des Pokals nicht mehr gegeben“, sagt Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern.

Für die Sportfreunde Dorfmerkingen hat sich der DFB-Pokal auf vielfältige Weise bezahlt gemacht. Die Spieler werden Zeit ihres Lebens von der Erinnerung zehren, gegen die Profis eine sehr gute Figur abgegeben zu haben. Der Verein wird mit den Einnahmen in sechsstelliger Höhe seine Vereinsanlage auf dem Härtsfeld und den holprigen Trainingsplatz sanieren. Dass die Spieler morgen nur Zuschauer sind, wenn RB Leipzig in der zweiten Runde die Bayern empfängt und die Großen somit wieder unter sich sind, haben sie auf der Ostalb längst schon verkraftet.