Bundesliga

Der Bayern-Knall

Trainer Hansi Flick will den Rekordmeister frühzeitig verlassen. Der Vorstand ist überrumpelt, die Spieler sind enttäuscht. Kommt Julian Nagelsmann?

19.04.2021

Von CARSTEN MUTH

Will ab dem Sommer nicht mehr Bayern-Trainer sein: Hansi Flick. Foto: Matthias Balk/dpa

Will ab dem Sommer nicht mehr Bayern-Trainer sein: Hansi Flick. Foto: Matthias Balk/dpa

Ulm/München. Es rumort bei Bayern München. Die Ankündigung von Trainer Hansi Flick nach dem 3:2-Sieg seiner Mannschaft am Samstagnachmittag beim VfL Wolfsburg, den Klub vorzeitig schon am Saisonende verlassen zu wollen, hat die Vereinsbosse offenbar völlig überrumpelt – und mächtig verärgert. Am Sonntagmittag teilte der Vorstand kurz und knapp mit. „Der FC Bayern missbilligt die nun erfolgte einseitige Kommunikation durch Hansi Flick und wird die Gespräche wie vereinbart nach dem Spiel in Mainz fortsetzen.“

Man habe mit dem Cheftrainer unter der Woche besprochen, den Fokus zunächst auf die wichtigen Bundesliga-Partien in Wolfsburg, gegen Bayer Leverkusen am Dienstag und Mainz 05 am kommenden Samstag zu legen. Doch Flick hatte es eilig. Er ging am Samstag in die Offensive.

Mit den Bayern hat Flick in den vergangenen Monaten alles gewonnen, was es auf Vereinsebene zu gewinnen gibt. Nach dem Champions-League-Aus am vergangenen Dienstag setzte er seine Vorgesetzten über den Trennungswunsch in Kenntnis. Die Spieler informierte der Coach dann unmittelbar nach Spielende in Wolfsburg. Was den Profis im Bayern-Kader offenbar ziemlich nahegegangen ist. „Das ist eine emotionale Geschichte gewesen für uns alle“, berichtete Nationaltorwart Manuel Neuer am Samstag im TV-Sender Sky. David Alaba, er wird die Münchner definitiv verlassen, twitterte: „Große Schritte gemeinsam. Letzte Schritte gemeinsam. Wir kämpfen bis zum Ende, Coach.“

Über die Gründe, den Rekordmeister frühzeitig vor Vertragsende im Juni 2023 zu verlassen, wollte Flick nicht sprechen. Er sagte: „Ich habe nur den Wunsch geäußert. Denn ich weiß auch, dass ich noch einen Vertrag habe. Mir war wichtig, dass die Mannschaft das von mir erfährt, denn es ging schon einiges an Flurfunk herum“, sagte Flick in der Pressekonferenz.

Bislang hat sich der Verein nicht dazu eingelassen, ob er auf den Wunsch des Übungsleiters eingeht. Die volle Konzentration gelte dem Saisonfinale in der Bundesliga, hieß es. Dort haben die Münchner nach dem Auswärtserfolg in Wolfsburg sieben Punkte Vorsprung auf Verfolger RB Leipzig, der am Freitag nicht über ein 0:0 gegen die TSG Hoffenheim hinauskam. Fünf Spieltage vor Schluss dürfte dem FCB die Titelverteidigung nicht mehr zu nehmen sein.

Lassen die Bayern Flick ziehen, wäre dessen Weg zum Deutschen Fußball-Bund frei. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der 56-Jährige Wunschkandidat beim DFB für die Nachfolge des im Sommer scheidenden Bundestrainers Joachim Löw ist. Flick selbst ließ seine Zukunft offen.

Flicks Verhältnis zu Sportvorstand Hasan Salihamidzic gilt als zerrüttet. Der Cheftrainer deutete zuletzt mehrfach an, die Qualität seines Spielerkaders anders einzuschätzen als die sportliche Führung. Dass der Klub die Verträge seiner Stammkräfte David Alaba und Jérôme Boateng nicht verlängerte, stieß Flick sauer auf. Bemerkenswert: Flick bedankte sich in seiner Abschiedsankündigung vor laufender Kamera bei Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Herbert Hainer. Vorstand Oliver Kahn und Sportvorstand Salihamidzic erwähnte er nicht.

Offen ist, wie es bei den Bayern weitergeht. Als Flicks Nachfolger-Kandidat Nummer eins wurde am Wochenende Julian Nagelsmann genannt. Der gebürtige Bayer in Diensten von RB Leipzig betonte am Sonntag: „Es gibt und gab keine Gespräche und kein Angebot. Deswegen weiß ich nicht, was der Wunsch von Bayern ist.“

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Erstellt:
19.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 37sec
zuletzt aktualisiert: 19.04.2021, 06:00 Uhr

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