Tennis

Der Bauch sagt eher nein

Die Zweifel, dass die US Open stattfinden, wachsen. Reisebeschränkungen sind ein großes Problem.

23.07.2020

Von sid

New York. . Die Tenniswelt blickt gebannt nach New York. In rund fünf Wochen sollen dort Hunderte Profis aus aller Welt mitsamt Betreuern inmitten der Corona-Pandemie ein Grand-Slam-Turnier spielen. Noch halten die Veranstalter trotz aller Widrigkeiten vehement an ihren Plänen fest. Dass der Tenniszirkus tatsächlich in Flushing Meadows Station macht, wird aber immer unwahrscheinlicher.

„Mein Bauchgefühl sagt mir, es wird mehr als schwer, die US Open durchzuziehen. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen“, sagt Frauen-Bundestrainerin Barbara Rittner. Nach der Absage des ATP-Turniers in Washington, das ab dem 14. August für die Männer der Neustart nach der Corona-Pause und ein erster Testlauf für die US Open (ab 31. August) sein sollte, ist sie mit ihren Zweifeln nicht allein.

Unter ihren Schützlingen sei die Stimmung „sehr gemischt“, erzählte Rittner, sie kenne „keine Spielerinnen und Spieler, die sagen, dass sie auf jeden Fall hinfliegen“. Eine Einstellung, die die 47-Jährige bestens verstehen kann. „Wäre ich eine unabhängige Topspielerin“, betonte Rittner, „würde ich auch nicht in die USA fliegen wollen, um dort ein Tennisturnier zu spielen.“ Und ohnehin, erzählte Rittner, fühlen sich die möglichen Teilnehmer schlecht informiert.

Was passiert bei der Rückkehr?

Die US Open spalten die Tenniswelt. Nicht nur die hohen Infektionszahlen in den USA stellen ein Problem dar. „Das große Thema ist die Einreise, Menschen nach Amerika rein und wieder raus zu bringen“, sagte Washingtons Turnierchef Mark Ein der New York Times: „Darüber haben wir keine Klarheit.“

Auch Jan-Lennard Struff muss sich mit dieser Problematik auseinandersetzen. Die deutsche Nummer zwei plant „immer noch, in die USA zu gehen.“ Doch „die Frage ist momentan, was passiert, wenn wir zurück nach Europa kommen?“

Dort soll direkt im Anschluss an die US Open eine Sandplatzsaison gespielt werden: erst die Masters-Turniere in Madrid und Rom, und nur zwei Wochen nach dem Endspiel in New York bereits die French Open (ab 27. September). Wer derzeit aus den USA nach Europa reist, muss sich jedoch in 14-tägige Quarantäne begeben. Und auch die Frage, ob ausländische Spieler bei ihrer Ankunft in den USA in Quarantäne müssen, ist bisher unbeantwortet.

Topstars wie Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Simona Halep hatten schon angedeutet, sich möglicherweise lieber voll auf die Sandplatzsaison in Europa konzentrieren zu wollen. Hinter den Kulissen verhandeln die Tennis-Verantwortlichen aber fieberhaft, um Lösungen auf dem politischen Parkett zu finden.