Bodelshausen · Tierquälerei

Einem Rehkitz die Schnauze zugeklebt: Rettungsversuch gescheitert

Unbekannte Tierquäler haben in Bodelshausen einem Rehkitz die Schnauze zugeklebt. Ein Rettungsversuch scheiterte: Am Montagabend war das Tier tot.

21.06.2021

Von Moritz Siebert

Unbekannte Tierquäler wickelten einem Rehkitz Klebeband ums Maul. Als das kleine Tier gefunden wurde, war es schon so geschwächt, dass es wenig später starb.  Bild: Werner Rieker

Unbekannte Tierquäler wickelten einem Rehkitz Klebeband ums Maul. Als das kleine Tier gefunden wurde, war es schon so geschwächt, dass es wenig später starb. Bild: Werner Rieker

Werner Rieker ringt um Fassung. Seit 45 Jahren sei er Jäger, aber so etwas habe er noch nie gesehen. „Das geht unter die Haut.“ Am Sonntag klingelte das Telefon, ein Anruf aus der Nachbarschaft. Eine Familie hatte auf einem Gartengrundstück im Schlehenweg ein Rehkitz entdeckt, dessen Maul sei verklebt, hieß es. Zunächst habe er erwartet, das Tier habe vielleicht Schaum vor dem Maul, erzählt der Jagdpächter, der Handschuhe einpackte und sofort losging. Als er dann das etwa vier Wochen alte Kitz im Gras liegen sah, erkannte Rieker, dass jemand ein starkes Klebeband um die Schnauze des hilflosen Tiers gebunden hatte. „Der Anblick war furchtbar.“

Er nahm das Band ab und untersuchte das Kitz auf weitere Verletzungen. Es war sonst unversehrt. Allerdings war es stark geschwächt. Rieker trug das Jungtier über die Felder Richtung Waldrand und setzte es bei einer Hecke ab. Es rannte aber nicht los. Deswegen legte Rieker es unter einen Busch in den Schatten. Als er wieder Richtung Ort lief, rief das Kitz laut nach seiner Mutter.

Rieker verständigte den Kreisjägermeister, die Öschinger Rehkitzrettung und viele Jagd-Kollegen. Alle seien fassungslos gewesen. Am Montag ging er zur Polizei, um Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten (siehe Infobox).

Rieker geht davon aus, dass mindestens zwei Täter beteiligt waren: Einer habe das Tier gehalten, der andere das Maul zugeklebt. Das Klebeband sei so kräftig aufgetragen worden, dass es das Reh niemals mit eigener Kraft hätte entfernen können. Er habe es richtig runterreißen müssen, berichtet Rieker. „Es kann gut sein, dass es schon einen Tag lang dran war.“

Was ihn quält, ist die Frage, warum jemand dem Tier solches Leid angetan hat. „Es gibt keinen Sinn“, sagt er. Das Kitz wäre mit zugeklebtem Maul verdurstet oder verhungert. Auch zum Atmen brauche das Reh ein offenes Maul, erklärt der erfahrene Jäger, auch weil es mit Sicherheit im Stress gewesen ist.

Wenig später am Sonntag schaute Rieker nochmal an der Stelle nach, an der er das Kitz abgesetzt hatte. Es war weg. Deswegen hatte er Hoffnung, die Mutter könnte es wieder aufgegriffen haben. Das bestätigte sich aber nicht. Am Montagabend informierte Rieker, das Rehkitz sei nicht weit entfernt tot aufgefunden worden.

Die Polizei ermittelt

Die Polizei ermittelt in dem Fall von Tierquälerei und ist auf der Suche nach Zeugen. Wer verdächtige Wahrnehmungen gemacht hat oder Hinweise auf den oder die Täter geben kann, soll sich unter der Nummer 07471/9301910 beim Polizeiposten Bodelshausen melden. Beteiligt an den Ermittlungen sind auch Experten vom Sachgebiet Gewerbe und Umwelt in Balingen.

Laut Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes droht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe, wer ein Wirbeltier „ohne vernünftigen Grund tötet“ oder ihm „aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden“ zufügt.