Elektronische Musik

Der Amazonas für Augen und Ohren

Jean-Michel Jarres neues Album ist der Soundtrack zu einer Foto-Ausstellung von Sebastião Salgado.

08.04.2021

Von DPA

Der französische Komponist und Produzent Jean-Michel Jarre.  Foto: Stephane De Sakutin/AFP/dpa

Der französische Komponist und Produzent Jean-Michel Jarre. Foto: Stephane De Sakutin/AFP/dpa

Paris. Schamanische Gesänge, das Knistern von Feuer, langgezogenes Kreischen von Vögeln und dazwischen Synthesizer-Musik: Für sein neues Album „Amazônia“ hat sich Jean-Michel Jarre von Bildern des Starfotografen Sebastião Salgado (77) aus dem brasilianischen Regenwald inspirieren lassen. Er habe sich dem Amazonas respektvoll, poetisch und impressionistisch angenähert, erklärte der Pionier der elektronischen Musik im Vorfeld.

Den „Amazônia“-Soundtrack hat der französische Musiker und Komponist (72) für die gleichnamige Salgado-Ausstellung geschaffen. Die rund 200 Fotografien sollen erstmals in der Pariser Philharmonie zu sehen sein, voraussichtlich ab 20. Mai. Danach soll das multisensorische Ereignis auf internationale Tournee gehen – über Rio de Janeiro und São Paulo bis nach London und Rom.

Jarre hat mit seiner Musik die Klangwelt eines Ökosystems eingefangen, ohne in die Kategorie der Ethnomusik zu rutschen. Dabei habe er eine musikalische Toolbox geschaffen, um das Timbre realistischer Naturgeräusche zu reproduzieren, sagte er über seine Arbeit. Bei den Stimmen, Liedern und Instrumenten griff er auf das Tonarchiv des Ethnografischen Museums in Genf zurück.

Sein knapp 60-minütiger Soundtrack schafft eine dichte Atmosphäre, die den Amazonas nicht nur musikalisch wahrnehmbar macht. Seine Sounds erzeugt im Kopf mannigfaltige Bilder einer Region, die als Juwel der Weltnatur gilt. So kann man den Amazonas hören und sehen – auch wenn man die einzigartige Ausstellung von Salgado nicht besuchen kann. Sechs Jahre lang hat der Fotograf und Umweltaktivist den Amazonas durchstreift und den Wald, die Flüsse, die Berge und die dort lebenden Menschen fotografiert.

Mit „Amazônia“ setzt Jarre seine Experimente fort. Er sei zu den Grundprinzipien natürlicher Klangkompositionen zurückgekehrt, um eine Geräuschkulisse zu kreieren, deren Elemente scheinbar willkürlich ineinander fließen und trotzdem Harmonien und Dissonanzen erzeugen, beschrieb er seinen Schaffensprozess. Sabine Glaubitz