Bahn bittet um Entschuldigung

Defekte Weiche und kaputte Heizung verursachten diese Woche schwere Störungen

Bahnfahrer litten diese Woche am Dienstag- und Donnerstagmorgen unter massiven Störungen im Zugverkehr zwischen Rottenburg und Tübingen. Ein Sprecher der Bahn lieferte jetzt eine Erklärung und bat im Namen des Unternehmens um Entschuldigung.

05.03.2016

Von Hete Henning

Eine Bahnfahrt, die ist lustig – wenn man Platz findet, und wenn er fährt, der Zug. Archivbild: Sommer

Eine Bahnfahrt, die ist lustig – wenn man Platz findet, und wenn er fährt, der Zug. Archivbild: Sommer

Rottenburg. Den Ärger hatten an beiden Tagen jene Pendler, die mit dem Zug um 7.44 Uhr von Rottenburg nach Tübingen fahren wollten. Am Donnerstag kam dieser Zug gar nicht, zwei Tage zuvor fuhr er erst mit großer Verspätung. In beiden Fällen nahmen die Leute, die am Bahnhof warteten, den nachfolgenden Zug um 7.51 Uhr. Weil der nur aus einem Triebwagen besteht, wurde es darin für die Fahrgäste sehr, sehr eng: „Wir fühlten uns wie Ölsardinen“, sagt eine Bahnfahrerin, die das Gedränge an beiden Tagen erlebte.

Während die Bahn am Donnerstag die ersatzlose Streichung des Zugs per Lauftext auf der Anzeigetafel und auch per Lautsprecherdurchsage mit einer „technischen Störung“ erklärte, geschah am Dienstag gar nichts. Das führte zu einiger Verwirrung, von der später die Rede sein wird.

Um herauszufinden, was der Grund für die Ölsardinenfahrten war, rief das TAGBLATT gestern die Pressestelle der Bahn in Stuttgart an. Für den Komplett-Ausfall des 7.44-Zuges am Donnerstag lieferte Pressesprecher Werner Graf schnell eine relativ unkomplizierte Erklärung: Die Heizung sei kaputt gewesen. Den Zug trotzdem fahren zu lassen – schließlich ist es für die Fahrgäste angenehmer, in einem windgeschützten Wagen zu frieren, als im Freien auf den Bahnsteig –, sei nicht möglich gewesen. „Die Kollegen haben gesagt, das Fahrzeug muss in die Werkstatt“, so Graf. „Sonst hätte es ja den ganzen Tag mit kaputter Heizung fahren müssen.“

An den Nachfolge-Zug um 7.51 Uhr einen weiteren Wagen anzuhängen, um den vielen Passagieren etwas mehr Platz zu verschaffen, sei wegen der „festgezurrten Umläufe“ so kurzfristig ebenfalls unmöglich gewesen,

Nicht ganz so knapp lässt sich das beschreiben, was am Dienstag geschah. Auslöser des ganzen Übels sei eine Weichenstörung in Bieringen gewesen, sagt Bahn-Pressesprecher Graf. Die habe dazu geführt, dass auf der eingleisigen Strecke alles durcheinander geriet. Der Zug, der um 7.44 Uhr von Rottenburg nach Tübingen fahren sollte, konnte nicht wie gewohnt rechtzeitig „durch Leerfahrt von Tübingen nach Rottenburg zugeführt“ werden. Wegen der Weichenstörung kam er laut Graf in Tübingen erst mit einiger Verspätung los, weil er auf andere Züge auf der Strecke warten musste.

Passagiere sauer,

Fahrdienstleiter rotiert

Am Rottenburger Bahnhof erfuhren die Fahrgäste derweil per Lauftext auf der Anzeigentafel, dass der Zug um 7.34 Uhr nach Horb ausnahmsweise auf Gleis 1 fahre, und zwar 15 Minuten später als sonst. Gleis 1 ist jedoch der angestammte Platz für den Zug um 7.44 Uhr nach Tübingen. Ob der nun stattdessen auf Gleis 2 fahren würde, sei weder angezeigt noch durchgesagt worden, beschreibt eine Pendlerin das Geschehen. „Auf Gleis 2 kam dann um 7.51 Uhr der reguläre Zug mit nur einem Wagen. Da sind wir alle rein – Ölsardinen.“

Das deckt sich mit dem, was Graf gestern zu rekonstruieren vermochte. Der Bahnsteig sei voll gewesen, und nicht wissend, dass der leere 7.44 Uhr-Zug noch kommen würde, seien die Fahrgäste in den kleinen Zug um 7.51 gestiegen.

Die Kundeninformation sei „nicht gut gelaufen“, räumt der Pressesprecher ein, und zwar deshalb, weil sich der Fahrdienstleiter auf dem Rottenburger Bahnhof „vorrangig um die Weichenstörung kümmern musste“. Ein Fahrdienstleiter könne in solchen Situationen nicht in aller Ruhe eine Lautsprecherdurchsage absetzen, wirbt Graf um Verständnis. „Die Züge stapeln sich“, und da müsse der Fahrdienstleiter für den sicheren Zugbetrieb sorgen und auch dafür, dass die kaputte Weiche umgehend repariert wird. „Der rotiert.“

Für den Ärger der Passagiere angesichts der mangelnden Information habe er dennoch Verständnis, sagt der Pressesprecher. „Dafür kann man sich nur entschuldigen als Deutsche Bahn.“

Mit den zur Zeit häufigen Verspätungen zwischen Tübingen und Horb hatten die Vorfälle am Dienstag und Donnerstag laut Graf nichts zu tun. Die kämen daher, dass die Bahn die Neigetechnik in den Regionalzügen der Baureihen 611 und 612 seit dem 19. Dezember aus Sicherheitsgründen abgeschaltet hat, nachdem an einem Wagen ein Fehler aufgetreten war. Zwischen Tübingen und Horb komme die Neigetechnik zwar gar nicht zum Einsatz. Aber zum Beispiel die Züge aus Stuttgart kämen schon mit Verspätung in Tübingen an, und diese Verspätung pflanze sich fort. „Voraussichtlich Anfang Mai“ seien jedoch alle betroffenen Fahrzeuge überprüft und repariert, so Graf. Dann sollte es mit dem Fahrplan wieder besser klappen.

Bei Ärger am besten gleich anrufen

Wer seinen Ärger über verspätete oder ausgefallene Züge loswerden will, sollte laut Pressesprecher Werner Graf am besten zügig die Leute beim „DB Kundendialog für die Region“ in Stuttgart anrufen. Dort gebe es auch Auskunft über den Grund des Ärgernisses, so Graf – vorausgesetzt, der Kunde weiß das Datum und die fahrplanmäßige Abfahrtszeit des betreffenden Zuges. Die Nummer ist 0 711 / 20 92 70 87. Das Team, sagt Graf, nehme neben Kritik gern auch mal Lob für gute Seiten der Bahn entgegen.

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Erstellt:
05.03.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 27sec
zuletzt aktualisiert: 05.03.2016, 01:00 Uhr

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