Tübingen

Dauermisere

Der Sanierungs- und Modernisierungsbedarf bei den Gebäuden der Tübinger Universität beläuft sich auf 1,1 Milliarden Euro („Ein Signal an das Land“, 18. Oktober).

23.10.2017

Von Udo Halbscheffel, Tübingen

Als ich 1966 nach Tübingen kam, war die Baumgarten-Mensa gerade eingeweiht worden, wenig später wurde der neue Brecht-Bau in der Wilhelmstraße bezogen. Jetzt wird seit 2009 bereits über Abriss oder Neu-Nutzung der Mensa debattiert, nach massiven Protesten soll sie saniert und als Mensa erhalten bleiben. Der Brecht-Bau sei an vielen Stellen schadhaft, die Neu-Philologen sollen während einer Generalsanierung in den Hegel-Bau ausweichen! Das sind nur zwei Aspekte eines enormen Investitionsstaus, der für die Uni Tübingen mit 1,1 Milliarden Euro beziffert wird!

Zum Thema studentische Wohnungsnot wollte ich mich eigentlich nicht mehr äußern. An diese Dauermisere hat man sich in Tübingen gewöhnt. Das Gespräch mit einer Ersti-Studentin, das ich kürzlich auf der Kiliansbrücke hatte, machte mir deutlich, wie schwierig der Beginn eines Studiums in Tübingen auch heute noch sein kann. Die junge Frau wohnt zur Untermiete bei einer Bekannten in der Weststadt und zahlt täglich ihre Miete, immer in der Hoffnung, morgen könnte es klappen mit einem Wohnheim- oder einem WG-Platz.

Rektor Engler lobt bei jeder Gelegenheit die Tübinger Exzellenz-Uni. Wie passt das zusammen mit maroden Instituts-Gebäuden und einer Studentenschaft, die nur schwerlich ein Zuhause findet in Tübingen?