Mr. Gay Syria

Mr. Gay Syria

Dokumentarfilm über zwei Syrer, die auf Malta an einem Schönheitswettbewerb für Schwule teilnehmen wollen.

04.09.2018

Von Verleihinfo

Ein Café in Istanbul holt den aus Syrien geflüchteten Husein aus den ewigen, quälenden Selbstzweifeln. „Ich habe mich selbst als kranken Menschen gesehen. Wenn ich mich im Spiegel gesehen habe, habe ich mich gehasst“, sagt der junge Schwule in der bemerkenswerten Doku der türkischen Regisseurin Ayse Toprak.

Das Café ist Treffpunkt und informelle Beratungsstelle der schwulen Syrer in der Türkei, und der unverhoffte Freiheitsgewinn ist das große Plus in Huseins prekärem Leben im Exil. Seine anderen Träume sind geplatzt: Husein wollte eigentlich Schauspieler werden. Als Flüchtling am Bosporus muss er froh sein, dass er einen Job als Frisör hat.

Die Regisseurin nähert sich mit viel Empathie den komplizierten Facetten von Huseins Leben als Schwuler in einem muslimischen Land. Obwohl Homosexualität in der Türkei nicht strafbar ist, wird er in seinem Viertel verprügelt.

Mit dem Casting für den Schönheitswettbewerb „Mr. Gay Syria“ kommt spielerische Leichtigkeit in den Kampf ums Überleben. Die erstaunlichen Effekte von Styling, Ironie und der Freude an der eigenen Wandlungsfähigkeit strahlen weit über den Anlass hinaus. Dem Gewinner winkt die Teilnahme bei „Mr. Gay World“ im EU-Staat Malta (und vielleicht Asyl in einem Land, wo die sexuelle Selbstbestimmung ein Grundrecht ist). Organisator in Istanbul ist Mahmoud. Er hat es scheinbar geschafft: Im seinem Berliner Asyl engagiert sich für die LBTQ-Community und berät Flüchtlinge.

Auf jeden Fall zeigt der Film, welche Energie es (auch in einem repressiven Umfeld) freisetzt, die eigene sexuelle Identität leben zu können. Dabei bleibt stets präsent, dass der syrische Bürgerkrieg andauert, in dem Schwule bevorzugte Ziele der Terrormiliz IS waren. Die Regisseurin wollte Syrer auf keinen Fall nur als Opfer zeigen. Das ist ihr auf sympathische Weise gelungen.

Schwulsein in einer muslimischen Kultur – da steckt viel mehr drin als Repression und Versteckspielen.