Anpfiff

Das perfekte Spiel

Es sieht so einfach aus. Wenn die Bowling-Kugel rollt, die Pins purzeln, im besten Fall alle zehn – Strike! Dann möglichst lässig zurückschlendern, High Five mit den Kollegen, alles easy. Wie der Dude im „Big Lebowski“ eben, auf 3sat kam der Film erst gestern Abend wieder.

12.12.2015

Von Hansjörg Lösel

Tags zuvor war die TAGBLATT-Sportredaktion beim traditionellen Weihnachts-Bowlen. Immerhin: Es hat sich niemand verletzt, das ist ja schon mal was. Unvergessen der Ausrutscher eines Kollegen, der sich vor einigen Jahren zu weit in die Bahn gewagt hatte – nicht ahnend, wie spiegelglatt es dort wird.

Bis auf diese Risiken hat Bowling einen entscheidenden Vorteil: Jeder, wirklich jeder kann mitmachen. Schuhe ausleihen und ab auf die Bahn: irgendwie bugsiert jeder die Kugel zumindest in die richtige Richtung. Wenn es doch in die Rinne geht, meine Güte, es gibt Schlimmeres. Konditionstraining ist nicht vonnöten, für die zehn mal zwei Würfe sollte die Fitness reichen. Bowling ist aber nicht nur das perfekte Spiel für den Anfänger, sondern kann durchaus ernsthaft betrieben werden. Den Profi erkennt man am eigenen Schuhwerk und der eigenen Kugel, die er übrigens Ball nennt und sorgfältig pflegt und poliert. Doch die Suche nach Perfektion ist mühsam: „Es kann passieren, dass hier ein Hobbyspieler zur Türe reinkommt, sich die Schuhe anzieht und in einem Spiel den Weltmeister besiegt – das ist in keiner anderen Sportart möglich“, sagt Frank Börner, der mit seiner Familie das Riverside Bowling in Tübingen betreibt. Er habe auf der Bowling-Bahn schon alles erlebt, sagt der Mann, dem als einer der wenigen Tübinger auch schon mal das perfekte Spiel gelungen ist. Also 300 Pins, zwölf Strikes hintereinander. Doch auch die andere Seite kennt Börner nur zu gut: „Es gab auch schon Bundesliga-Spieler, die keine 100 geschafft haben.“ Schuld sei das sogenannte Öl-Bild: Die Bahn wird in einem ganz bestimmten Muster eingeölt, eine eigene Wissenschaft. Und so kann ein Auswärtsspiel im Bowling richtig fies werden, manchmal spiele man auf einem „Drecks-Acker“, sagt Börner.

Ach ja, noch ein Nachtrag zum Redaktions-Bowlen: Zwar hatten einige Kollegen heimlich trainiert, unangefochtener Sieger aber war in allen drei Runden Vincent Meissner. Gratulation, Dude!