Um 14 Uhr begann am Samstag offiziell das 15. Lorettofest. Doch schon viel früher füllt sich der Platz. Mittags rennen Kinder in der Staffel um den Block herum, die Dreier-Teams gaben sich selber einen Namen. Dann rennen „Total Egal“, „fliegendes Einhorn“ und die „wilden Pferde“ gegeneinander. Kann das Zufall sein, dass gerade die „schnellen Flitzer“ gewonnen haben?

Auf der Tanzsportbühne turnen, springen und tanzen über dreißig Menschen. Sie begleiten sich selbst mit Trommeln, Rasseln und lateinamerikanisch angehauchten Gesängen. Der Jüngste ist vier Jahre alt. Er läuft im Handstand über den Lorettoplatz. Die Kunst nennt sich Capoeira. „Es ist kein Kampf und kein Tanz. Es ist Kampfkunst“, erklärt der 13-jährige Jonathan Böse den lateinamerikanischen Sport aus der Sklavenbewegung. Seit zehn Jahren trainiert Marcos Silva Kinder und Jugendliche in den Räumen der Französischen Schule. Böse kämpft kunstvoll und akrobatisch mit einem Partner. Dem folgt eine chinesische Performance. Wushu ist das moderne chinesische Kung Fu. Das kann man auch im Loretto trainieren.

Auf über 20 Decken verkaufen Kinder und Erwachsene Klamotten und Spielzeug. Einzelne Projekte stellen sich vor: „Passerelle“ ist ein Verein und eine Baugruppe. Am Hechinger Eck bauen sie ein Haus für Geflüchtete. Mit dem Verkauf von Kaffee und Muffins sammeln sie Spenden. Die Gruppe plant Angebote, einen Nutzgarten, eine Werkstätte, möchte einen guten Übergang für die Menschen in die Nachbarschaft schaffen.

Miriam Gerstberger sammelt ein paar Meter weiter Unterschriften für den Erhalt der 15 Gärten am Tilsiter Weg. Ein Arbeitskreis für freie Flächen in der Südstadt hat vorgeschlagen, diese Fläche zu einer öffentlichen Grünfläche umzugestalten.

Nachmittags ist der Lorettoplatz voller Menschen. Kinder essen Zuckerwatte. Nachbarn treffen sich auf dem Weg. Wer es ruhiger will, geht in das Vorstadttheater. Dort spielt das Akkordeon-Orchester der Universität Tübingen. Das Publikum ist älter im Vergleich zum Viertelfest vor der Tür. Sechs konzentrierte Spieler entlocken dem Akkordeon ganz andere, ungewohnte Töne. Sie spielen langsame Melodien in dem abgedunkelten Theater. Kein Sitzplatz bleibt leer, einige Besucher müssen stehen. Das bleibt auch bei der Sopranistin Barig Nalbantian so. Sie wohnt im Loretto. Die gebürtige Amerikanerin singt beeindruckend eine Auswahl von Musicalliedern. Manche sind selbstironisch, andere nachdenklich und fröhlich wie „Somewhere over the rainbow“.

Ida Seifert arbeitet eigentlich nur bei einem Bestattungsunternehmen im Loretto. Die Unterjesingerin ist am Samstag trotzdem da. „Wegen der Kinder bin ich hier“, sagt sie. Kinder können an ihrem Stand Ketten selbst machen. Seiferts Tochter Jamie hilft bei den „Gücksketten“, die aus Holzperlen und Perlen mit aufgemalten Buchstaben bestehen.

Abends werden die Schlangen länger. Es gibt indisches Essen und Crepes. Schon bei „Chucrute con Banana“, einer Tübinger Percussion Big-Band mit Trommelrhythmen und Trillerpfeifen, bewegen sich die etwa 100 Besucherinnen und Besucher im Takt. Die ersten Reihen tanzen. Dann spielt die Band „Pantasonics“ Punk Reggae, Dub, Swing, Funk und Disco. Auf der Tanzfläche ist es deutlich enger als auf den Bierbänken. Die zehnjährige Alina tanzt mit Freunden. Ihr macht es nichts aus, dass jetzt wieder die Schule beginnt. Ansonsten hätte es ja auch kein Lorettofest gegeben.

Um kurz nach Mitternacht endet das Fest nach fünf Zugaben der Rock- und Bluesband „Playground“. Dem folgt schon zu später Stunde noch ein Hinweis von den Organisatoren: „Wir freuen uns, auch über junge Menschen, die im nächsten Jahr mitorganisieren wollen. Das macht auch Spaß.“

Das Tübinger Lorettofest in Bildern

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Organisiert hatte das diesjährige Loretto-Fest ein Team von etwa 15 Leuten um Erika Bläsius. Fast 100 Nachbarn halfen. Für Bläsius ist das Besondere des Festes die Vielseitigkeit. Es gibt Angebote für alle Altersgruppen.