Fernsehen

„Das Team war mein Anker, ich konnte nicht groß wegtreiben“

Für den Nordsee-Krimi „Sörensen hat Angst“ hat sich Schauspieler Bjarne Mädel erstmals auch hinter die Kamera gewagt – dank toller Filmcrew angstfrei.

19.01.2021

Von DIETER OSSWALD

Regisseur, aber auch Hauptdarsteller: Bjarne Mädel mit Hund Cord in dem NDR-Fernsehfilm „Sörensen hat Angst“, der am Mittwoch im Ersten zu sehen ist. Foto: NDR/Michael Ihle

Regisseur, aber auch Hauptdarsteller: Bjarne Mädel mit Hund Cord in dem NDR-Fernsehfilm „Sörensen hat Angst“, der am Mittwoch im Ersten zu sehen ist. Foto: NDR/Michael Ihle

Ulm. Er ist der Mann für skurrile Typen: Bjarne Mädel, 52, avancierte mit „Stromberg“, „Mord mit Aussicht“ und dem „Tatortreiniger“ zum Publikumsliebling. Nun gibt er mit dem Krimi „Sörensen hat Angst“ (Mittwoch, 20.15 Uhr, Das Erste) sein Regiedebüt. Die Figur des Kommissars mit Angstzuständen hat ihm Autor Sven Stricker auf den Leib geschrieben.

Herr Mädel, der Filmhund Cord hat große Ähnlichkeit mit dem Vierbeiner Ludwig aus den Eberhofer-Krimis – handelt es sich um denselben tierischen Darsteller?

Bjarne Mädel: Den Hund aus den Eberhofer-Krimis kenne ich leider gar nicht. Fans sehen das allerdings so, als Kommentar auf erste Szenenfotos auf Instagram kam etwa: „Ach guck' mal, der Ludwig“. Aber die Hunde sind meines Wissens weder verwandt noch verschwägert. Im Roman von Sven Stricker wird Cord als Mischung aus Golden Retriever und Schäferhund beschrieben. Der Tiertrainer meinte jedoch, er hätte diesen wunderbaren belgischen Schäferhund, der perfekt zu mir passen würde. In diesen Cord habe ich mich dann sofort spontan verliebt.

Sie gelten gern als der Mann für skurrile Typen – nervt Sie diese Schublade?

Es gibt schlimmere Schubladen, wobei ich am besten finden, wenn diese Schubladen nicht richtig zugehen. Etiketten sind immer so eine Sache, das gilt auch für unseren Film. Da gibt es zwar einen Krimiplot, aber es geht in gleichem Maße um eine Angststörung und ihre Auswirkungen. Es gibt düstere Elemente, aber gleichzeitig ist der Film auch nicht völlig humorfrei. Von einer Komödie kann man dennoch nicht sprechen, Krimi wäre auch zu kurz gegriffen. Gerade in der Mischung liegt für mich ja der Reiz. Ein ganz hartes Thema mit dem Mittel der Komik anzugehen finde ich eine ausgesprochen spannende Verbindung.

War „Stromberg“ eher Fluch als Segen?

Natürlich wurde ich den Fernsehzuschauern eher durch lustige Sachen wie „Stromberg“ oder „Mord mit Aussicht“ bekannt. Aber schon beim „Tatortreiniger“ gab es ja durchaus ernste Momente. In den letzten Jahren durfte ich zudem in dem einen oder anderen Drama mitspielen, in denen ich dann ja auch andere Seiten zeigen konnte.

Die Agenturseite listet mehr als zwei Dutzend Preise und Auszeichnungen auf. Haben Sie noch Platz in der Wohnzimmervitrine?

Es ist nicht gut für die Eitelkeit, wenn man Preise ins Wohnzimmer stellt. Bei mir sind die in einem kleinen Aquarium auf dem Klo ganz gut untergebracht.

Wie groß war die Angst vor dem Regiestuhl bei „Sörensen hat Angst“?

Die Regie fiel mir vor die Füße, weil ich mit dem Projekt und dieser Figur, die Sven Stricker in einem Hörspiel für mich geschrieben hatte, schon so lange vertraut bin. Die Regie für den Film konnte ich angstfrei übernehmen, weil ich wusste, welch großartiges Team mich dabei unterstützt. Das war quasi mein Anker beim Drehen, ich konnte gar nicht groß wegtreiben. Ohne den wunderbaren Kameramann Kristian Leschner hätte ich mich an dieses Projekt nicht getraut, auch weil ich mich mit dem ganzen Technikkram gar nicht so sehr auskenne.

Zum beliebten Technikkram gehören Drohnen-Einsätze. Weshalb waren die Flugobjekte bei Ihnen verpönt?

Ich habe in letzter Zeit einfach zu viele Filme gesehen, wo eine Kameradrohne über einem Auto fliegt, das durch den Wald fährt. Das zu wiederholen, fand ich langweilig und dachte, dass man es auch anders schaffen muss, von A nach B zu kommen. Neben diesem „Drohnen-Tabu“ hieß unser zweites Dogma, auf die klassische Eröffnungseinstellung zu verzichten. Statt wie üblich zunächst den Ort des Geschehens zu zeigen, sind wir gleich zu Beginn sehr nah am Gesicht der Figur – in deren Kopf finden die Angstzustände ja schließlich statt – und entdecken als Zuschauer zeitgleich mit Sörensen diesen düsteren Ort Katenbüll.

Bei aller Komik ist das Thema Angstzustände ausgesprochen ernst. Zudem wird der Held mit einer schrecklichen Sache konfrontiert. Wie findet man eine richtige Balance?

Ich kann, glaube ich, verraten, dass der Autor selber betroffen ist von dieser Krankheit. Deshalb hatte ich Informationen aus erster Hand, wie sich so etwas anfühlt und wie es einen beeinträchtigt. Zudem habe ich viel recherchiert über das Thema. Es war immer klar, dass Sörensen sich mit Humor gegen diese Angst behauptet. Über das zweite schlimme Thema des Falles möchte ich nicht zu viel verraten. Nur soviel: Hier ist Schluss mit lustig.

In Sachen Situationskomik und lakonischer Dialoge kann man sich an Detlev Buck erinnert fühlen. Zufall oder typisch nordisch?

Ich glaube, es war eher Sven Regener als Detlev Buck, den Sven Stricker da im Kopf hatte. Der eine Sven nennt den anderen Sven ja häufig auch als Vorbild. „Das ist doch gut, ist das“ ist ein Satz, den auch ein Regener so formulieren könnte.

Wird man Sörensen in einer Fortsetzung zuschauen können?

Einen zweiten Roman gibt es ja mit „Sörensen fängt Feuer“ bereits und Sven hat auch gerade den dritten Teil „Sörensen am Ende der Welt“ fertiggestellt. Es gäbe also durchaus die Möglichkeit einer Fortsetzung. Die Kollegen und den wuscheligen Cord würde ich schon gerne nochmal wiedersehen.