Tübingen

Das Maß ist voll

Das Haus, in dem der Südstadtbäcker ist, wurde verkauft und zur Hälfte gleich weiterverkauft – mit Gewinn.

30.11.2021

Von Wolfgang Jacobi, Tübingen

Perlen vor die Säue? Das (…) Ableben einer Haus-Eigentümerin bescherte den beiden Erben ein Millionenvermögen. Hat die Erblasserin nicht geahnt, dass ihr Haus besser in den Händen der Bewohner und Bewohnerinnen aufgehoben wäre?

Nötig wäre ein generelles Vorkaufsrecht für die derzeitigen Mieter und Mieterinnen (ersatzweise die Stadt). Den Kaufpreis legt ein Gutachterausschuss fest. Das Wohngeld heißt dann Lastenzuschuss und fließt wie bisher in die Taschen der Wohnungseigentümer, aber das wären dann die Bewohner und Bewohnerinnen.

Investitionen fallen leichter, wenn sie in die eigenen vier Wände fließen. Es ist sogar fast egal, ob der Wert meiner Bude steigt oder fällt – weil sie mir gehört.

Wohnen ist ein Menschenrecht. Die Bevölkerungsmehrheit wird weiter verarmen, wenn sie nicht die Möglichkeit erhält, Wohneigentum zu erwerben. Ansonsten verliert sie weiterhin jeden Monat Geld (Miete), während der Vermieter damit sein Vermögen vergrößert. Nicht selten ohne eigene Leistung. Es genügt, in die richtige Familie hineingeboren zu sein.

Die Starken sorgen schon für sich selbst. Der Staat verliert seine Existenzberechtigung, wenn er sich nicht endlich um die Schwachen kümmert. Ich glaub, das Maß ist voll!