Anfragen kommen fast täglich

Das Kusterdinger Pflaster ist teuer, die Nachfrage aber ist „riesig“

Während vor allem Singles in große Städte wie Berlin pilgern, sehnen sich viele junge Familien nach dörflicher Idylle. Der Trend zum Häuschen im Grünen ist in Tübingens Nachbargemeinden ungebrochen. Doch das Angebot ist rar. Das gilt auch für Gewerbeflächen.

31.08.2016

Von Philipp Koebnik

Kusterdingen auf einen Blick: Die Gemeinde hat in Immenhausen (vorne) zwei kleine Baugebiete ausgewiesen, in Mähringen (darüber) 13 Bauplätze im Gebiet „Braike“, in Jettenburg (rechts darüber) drei Bauplätze, in Wankheim (links Mitte) einen Bauplatz und in Kusterdingen (darüber) drei Bauplätze. Bild: Grohe

Kusterdingen auf einen Blick: Die Gemeinde hat in Immenhausen (vorne) zwei kleine Baugebiete ausgewiesen, in Mähringen (darüber) 13 Bauplätze im Gebiet „Braike“, in Jettenburg (rechts darüber) drei Bauplätze, in Wankheim (links Mitte) einen Bauplatz und in Kusterdingen (darüber) drei Bauplätze. Bild: Grohe

Kusterdingen. „Die private Nachfrage ist riesig“, sagt Peter Katzmaier nicht ohne Stolz. „Fast täglich bekommen wir Anfragen nach Bauplätzen“, berichtet der stellvertretende Hauptamtsleiter von Kusterdingen. Das Angebot allerdings ist mau – entsprechend hoch sind die Preise.

Für gemeindliche Wohnbauplätze müssen Interessenten 370 Euro pro Quadratmeter berappen. Der Preis kann, abhängig vom Einkommen, auf bis zu 355 Euro gesenkt werden. Außerdem erhalten Familien einen Abschlag von 5000 Euro je Kind, sofern es unter 18 ist und im Haushalt der Eltern wohnt.

Trotz der saftigen Preise ist die Nachfrage ungebrochen. Das hat laut Katzmaier auch mit dem seit Längerem extrem niedrigen Zinsniveau zu tun: Für ihre Bankeinlagen bekommen die Menschen heute praktisch nichts mehr; zugleich sind die Zinsen für Baudarlehen so niedrig, dass sie als Investition immer attraktiver werden.

Schon vor vielen Jahren hat sich die Gemeinde Richtlinien gegeben, dass Gemeinde-Bauplätze nur an Personen verkauft werden, die in Kusterdingen wohnen oder längere Zeit gewohnt haben. Gerade junge Familien haben oft den Wunsch, in dörflicher Ruhe zu leben. „Über Nachwuchs können wir nicht klagen“, sagt Katzmaier. Seit im Herbst vergangenen Jahres das private Evangelische Firstwaldgymnasium eröffnete, sei Kusterdingen für Familien noch attraktiver geworden.

„Hinter dem Spital“ ist weiterhin im Gespräch

Derzeit gibt es wenige Bauplätze. In Kusterdingen selbst stehen drei zum Verkauf: ein Einzelhausplatz in der Resi-Weglein-Straße sowie ein Doppelhausplatz und ein Reihenendhaus in der Elsa-Brändström-Straße. In Wankheim ist nur noch ein Einzelhausplatz im Angebot: im Neubaugebiet auf der linken Seite am Ortsausgang Richtung Mähringen. In Mähringen gibt es das Baugebiet „Braike“ mit 13 Bauplätzen: vier Einzel-, sechs Doppel- und drei Reihenhausplätzen.

Auch Immenhausen hat jüngst zwei Baugebiete ausgewiesen: „Baumwiesenweg“ und „Hinter der Kirche“. Auf den beiden Arealen, die nahe beieinander liegen, sind insgesamt drei Einzel- und sechs Doppelhausplätze im Angebot. Jettenburg schließlich verkauft einen Einzelhausplatz in der Sandackerstraße und einen Doppelhausplatz im Ahornweg.

Und darüber hinaus – wie geht es weiter? Man sei „im Gespräch“ darüber, ein weiteres Baugebiet in Wankheim auszuweisen, so der stellvertretende Hauptamtsleiter. Es geht um ein Areal am nordwestlichen Ortsrand („Hinter dem Spital“). Im Juli habe der Technische Ausschuss „die Grundsatzentscheidung getroffen, das Gebiet zu entwickeln“, so Sandra Bauer vom Bauverwaltungsamt der Gemeinde.

In Kusterdingen soll indes das bestehende Baugebiet in Fortsetzung der Resi-Weglein-Straße, zwischen Friedrich-List-Straße und Waldsiedlung, erweitert werden („Südlich der Waldsiedlung“). Der Bebauungsplan werde bald rechtskräftig. „Die Ausschreibung läuft“, sagt Katzmaier. Voraussichtlich Ende September würden die Erschließungsarbeiten vergeben. Allerdings soll das knapp fünf Hektar große Gebiet nicht auf einmal, sondern Schritt für Schritt entwickelt werden.

Gewerbeflächen gibt es hingegen nicht mehr in allen Teilen der Gemeinde. So gebe es im Wankheimer Gewerbegebiet Helleräcker nur noch einen Bauplatz, für den es allerdings schon einen Interessenten gebe. Der Kaufvertrag sei zwar noch nicht unter Dach und Fach, der Platz könne aber als vergeben gelten.

In Kusterdingen selbst gibt es acht Bauplätze, einen davon hat sich jedoch die Firma Ultrasports gesichert, die ihren dortigen Standort erweitern möchte. Auch dieser Platz steht also nicht zum Verkauf. Es gibt allerdings noch Bauplätze im Umfang von insgesamt etwa 5,7 Hektar im bestehenden Gewerbegebiet „Braike“.

Einheimische Betriebe werden bevorzugt

„Wir hoffen natürlich auf Firmen, die viel Gewerbesteuer zahlen und viele Arbeitsplätze schaffen“, sagt Katzmaier lachend. Darüber hinaus wünsche sich die Verwaltung Betriebe, die Dienstleistungen für die Bürger anbieten. Generell gelte: „Einheimische Gewerbetreibende haben bessere Chancen.“ Der Preis für Bauflächen liegt zurzeit bei 100 Euro je Quadratmeter.

Gemeindeeigene Bauplätze für Wohnungsbau und Gewerbe

Die Mieten in den Städten steigen, die Preise für Bauplätze sowieso. Das Land als Alternative böte sich an. Doch wie sieht es in den Gemeinden rund um Tübingen aus? Wieviel Bauplätze haben sie zu bieten? Wie groß ist die Nachfrage? Können – oder wollen – die Gemeinden ihr Angebot der Zahl der Bauwilligen anpassen? Wieviel Baugebiete sind in der Planung? Welche könnten künftig ausgewiesen werden? Diese Fragen sollen in einer kleinen Serie geklärt werden. Doch es geht nicht nur um den Wohnungsbau, auch die Gewerbeflächen werden in den Blick genommen. Da scheint die Lage auf den ersten Blick etwas entspannter zu sein. Wie entspannt, wird sich noch zeigen.

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Erstellt:
31.08.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 09sec
zuletzt aktualisiert: 31.08.2016, 01:00 Uhr

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