Neobanken

Das Konto für die Bequemen

Ein Online-Angebot macht mittlerweile jedes Geldinstitut. Junge Fintechs verzichten auf jeglichen Aufwand mit Filialen und bringen das Konto auf das Smartphone.

06.07.2021

Von EGBERT MANNS

Banking auf dem Smartphone nutzen bereits 58?Prozent der Kontobesitzer. Foto: Zacharie Scheurer/dpa

Banking auf dem Smartphone nutzen bereits 58?Prozent der Kontobesitzer. Foto: Zacharie Scheurer/dpa

Für jede Überweisung in die Bankfiliale? Ein- und Auszahlungen nur am Schalter? Zeiten, in denen Geldgeschäfte an die Öffnungszeiten von Filialen gebunden waren, sind lange vorbei. Direktbanken haben Online-Banking schon seit langem salonfähig gemacht. Heute kommt kein Geldinstitut ohne ein internetfähiges Girokonto aus.

Mit N26, C24, Tomorrow, Revolut oder Klarna drängt eine neue Generation von Anbietern auf den Markt. Was haben Verbraucher davon?

„Grundsätzlich sind neue Angebote immer eine Chance“, sagt Niels Nauhauser, der Abteilungsleiter Altersvorsorge, Banken, Kredite in der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Schließlich bekämen die Menschen so eine weitere Möglichkeit, für sie passende Angebote zu finden.

Zielgruppe ist neugierig

Überwiegend wird für das Online-Banking der Laptop genutzt, zeigt eine Studie des Branchenverbands Bitkom. Aber das Smartphone holt auf und kommt bei mehr als der Hälfte (58 Prozent) beim Banking zum Einsatz. Genau da setzen die neuen Anbieter an.

Zielgruppe vieler Newcomer ist derzeit ein eher junges, internetaffines Publikum. Auf den Homepages wird unter anderem mit Versprechen wie Nachhaltigkeit, simpler Budgetplanung und der vollen Kontrolle über das eigene Geld gelockt.

Susanne Krehl, eine der Organisatorinnen des Fintech-Stammtisches Berlin, sagt: „Der typische Kunde ist ein global denkender, digitaler Nomade, der Bequemlichkeit schätzt.“

„Viele Kunden nutzen die voll-digitalen Angebote neugierig“, sagt Lena Luise Justen, eine ehemalige Mitgründerin von Fino, einem Fintech, das Produkte für Finanzdienstleister anbietet. „Sie sind mit den oft nur teil-digitalisierten Services der alteingesessenen Banken unzufrieden.“

Und das, obwohl die etablierten Banken die Digitalisierung nicht verschlafen haben. Sowohl Direkt- als auch Filialbanken bringen mit ihren Apps das Banking ebenso auf das Smartphone wie die neuen Anbieter.

„Die große Revolution sind die Neobanken nicht“, sagt Nauhauser. „Das Produkt Girokonto ist ja am Ende dasselbe.“

„Neobanken sind eher eine Form der Prozessoptimierung“, Susanne Krehl, die selbst lange Zeit beim Fintech Barzahlen.de gearbeitet hat. „Sie bieten die gleiche Dienstleistung an, aber ohne großen Apparat dahinter.“ Das Produkt Girokonto werde rein digital gebaut und sei so besser auf das Nutzererlebnis ausgerichtet.

Zugleich fungieren manche der neuen Finanzdienstleister eher als Open-Banking-Plattform, die auch anderen Anbietern eine Vertriebsmöglichkeit bietet. So gibt es bei einigen Neobanken inzwischen Versicherungen, andere bieten Vertragsmanagement an.

Das Girokonto dient somit als Datengrundlage für weitere Angebote und Geschäfte. Wichtig deshalb für Verbraucher: Sie sollten nicht nur auf das Nutzererlebnis achten, sondern auch darauf, wie die eigenen Daten genutzt werden. „Kontodaten wurden zwar schon immer für Cross-Selling genutzt“, sagt der Verbraucherschützer Nauhauser. „Nun droht aber ein Trend zur vollständigen Durchleuchtung des Konsumverhaltens zur Verhaltensprognose bis hin zur Verhaltensmanipulation.“

650 Milliarden Euro Volumen

Das sieht auch Vincent Haupert, ein promovierter Informatiker und Sicherheitsforscher so: Der digitale Fußabdruck sei bei den neuen Finanz-Apps oft größer als bei der etablierten Konkurrenz. „Daten der Nutzer werden zur Produktanalyse, zu Marketingzwecken und nicht zuletzt zur Verbesserung der eigenen Algorithmen erfasst und genutzt – leider oftmals ohne informierte Erlaubnis der Betroffenen.“

Das Marktvolumen für Neobanking betrage weltweit umgerechnet rund 650?Milliarden Euro, zeigt ein Report der Grand View Research. Das Wachstum der Branche werde von Faktoren wie ihren niedrigeren Zinsen, Bedienungskomfort und günstigen Rechtslagen getrieben. dpa/swp

Zum Artikel

Erstellt:
06.07.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 06.07.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!