VfB Stuttgart

Leihspieler: Das Geschäft mit den Optionen

Leihen bergen immer ein Risiko. Doch für Sportdirektor Sven Mislintat sind sie ein notwendiger Teil seiner Kaderplanung.

23.09.2021

Von CARLOS UBINA

VfB-Leihspieler Omar Marmoush bejubelt seinen Treffer zum 1:1 gegen Eintracht Frankfurt. Foto: Eibner-Pressefoto / Michael Bermel

VfB-Leihspieler Omar Marmoush bejubelt seinen Treffer zum 1:1 gegen Eintracht Frankfurt. Foto: Eibner-Pressefoto / Michael Bermel

Nathaniel Phillips hat den VfB Stuttgart in guter Erinnerung behalten. Sportlich stieg der Abwehrspieler mit dem Klub in die Fußball-Bundesliga auf, und wohlgefühlt sich der Engländer während seines Jahres in Deutschland auch. In der vergangenen Saison ging er zurück zum FC?Liverpool, kam in der Premier und Champions League zum Einsatz – wofür ihn seine Zeit beim VfB vorbereiten sollte. In der laufenden Saison wartet der Innenverteidiger allerdings noch auf seine Chance. Die Konkurrenz an der Anfield Road ist groß.

Phillips ist bislang der einzige Leihspieler, den der VfB nicht fest verpflichtet hat, seit Sven Mislintat die Kaderplanung im April 2019 übernommen hat. „Die Leihen haben bislang alle funktioniert“, sagt der Sportdirektor. Auch den Engländer hätte man eigentlich gerne behalten.

Wataru Endo, Gregor Kobel, Pascal Stenzel und Naouirou Ahamada erhielten dagegen nach ihren ersten Monaten in Stuttgart einen mehrjährigen Vertrag. Im Fall Kobel zahlte sich dieser schnell aus, da nach dem Transfer zu Borussia Dortmund dem VfB unter dem Strich ein Plus von zehn Millionen Euro blieb. Bei Ahamada überwiesen die Stuttgarter 1,5?Millionen Euro an Juventus Turin. Reichlich Geld für ein Mittelfeldtalent, das sich in der Bundesliga etablieren muss. Zumal Juventus noch Boni erhalten kann.

Dennoch sieht Mislintat mehr Chancen als Risiken. „Leihgeschäfte sind eine gute Option, wenn es darum geht, ein Jahr zu überbrücken, um einen Spieler zu bekommen, für dessen Qualität die vorhandenen Mittel gerade nicht ausreichen. Sie sind auch eine gute Möglichkeit, wenn Spieler kurzfristig durch Verletzungen ausfallen und man auf dem Transfermarkt schnell reagieren muss“, erklärt der Sportdirektor.

Phillips war nicht zuletzt wegen Mislintats guten Beziehungen zu Trainer Jürgen Klopp an den Neckar gekommen, als der VfB gleich zu Beginn der Zweitligasaison 2019/20 den Ausfall von Marcin Kaminski kompensieren musste. Ähnlich lief es jetzt mit Omar Marmoush nach den schweren Verletzungen von Sasa Kalajdzic und Mohamed Sankoh. Ein neuer Stürmer musste her.

Marmoush kam ohne Kaufoption, aber mit viel Talent und großem Ehrgeiz vom VfL Wolfsburg. Nun sollen alle drei Parteien profitieren: der Spieler, der VfL, zu dem der Ägypter nach der Saison zurückkehren soll, und der VfB, für den der 22-Jährige bereits im ersten Liga-Einsatz in Frankfurt zum 1:1 getroffen hat.

Konstantinos Mavropanos behauptet sich gegen den Leverkusener Patrik Schick (r). dpa Foto: Tom Weller

Konstantinos Mavropanos behauptet sich gegen den Leverkusener Patrik Schick (r). dpa Foto: Tom Weller

Natürlich hatte Mislintat zuvor damit geliebäugelt, Marmoush gleich zu kaufen, weil er von dessen Qualitäten überzeugt ist. Doch VfL-Manager Jörg Schmadtke wollte zu viel Geld. Er sitzt auch weiterhin am längeren Hebel. Dennoch glaubt Mislintat an eine Verpflichtung zu akzeptablen Bedingungen, da Marmoush' Vertrag nur noch bis 2023 läuft.

Ebenfalls bis 2023 war Konstantinos Mavropanos beim FC Arsenal gebunden. Ursprünglich. Nach der zweiten Leihe (diesmal für 500?000 Euro) muss der VfB den 23-Jährigen jetzt kaufen. Halten die Stuttgarter die Klasse, müssen sie drei Millionen Euro nach London überweisen. Es ist ein Schnäppchenpreis für den griechischen Verteidiger, denn sein Marktwert liegt deutlich höher. Sollte der VfB aus der Bundesliga absteigen, würde Mavropanos nicht billiger, aber aus der Verpflichtung wird dann eine Kaufoption plus einer Sonderzahlung von 500?000 Euro. „Es geht darum, das Risiko für den Klub zu minimieren“, sagt Mislintat.

Entspannt ist die Ausgangssituation bei der dritten Leihgabe: Hiroki Ito. Der Abwehrspieler kommt vom japanischen Zweitligisten Júbilo Iwata. Für ihn existiert eine freie Kaufoption in Höhe von 500?000 Euro. Geld, das Mislintat schon jetzt gut investiert sieht. Der 22-Jährige war eigentlich für die Regionalliga vorgesehen, hat aber schon vier Einsätze bei den Profis. Was darauf hindeutet, dass der VfB seine Option früh im Januar ziehen wird.

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Erstellt:
23.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 50sec
zuletzt aktualisiert: 23.09.2021, 06:00 Uhr

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