Zaubern mit Erdnussflips

Das Abenteuer des Alltags: „Raus aus dem Haus“ im Jungen LTT

11.10.2015

Das Abenteuer des Alltags: „Raus aus dem Haus“ im Jungen LTT

Tübingen. „Raus aus dem Haus“ und rein ins Theater. Dort beginnt das Stück, bevor die Zuschauer überhaupt erst Platz genommen haben. Zwei Typen machen etwas, was man am familiären Frühstückstisch wohl oft erlebt hat, aber nie in dieser Ausführlichkeit: Sie quälen ihre Erdnussflips. Die Beschäftigung ist die perfekte Zeitzerdehnung. Man kann die trockenen Flocken kauen, sich auf die Nase binden, auf dem Boden zerstreuen oder dem anderen in die Tasse oder Schuhe schütten. Denn draußen wartet die Welt. Wie eine Drohung hängt über der Szene das Kommando „Raus aus dem Haus!“

Da hocken also diese beiden Typen auf der Bühne und machen Faxen. Für die Kinder ist das eine Rieseüberraschung. Sie sitzen erst ganz ruhig auf ihren Stühlen, ganz langsam beginnt ein Glucksen, das in ungestümes Gelächter mündet. Sie sind für das Stück, geeignet ab drei Jahren, gewonnen. Immerhin sind bei der samstägigen Premiere am Samstag etwa ein Drittel der Zuschauer Kinder, kaum älter als vier.

Das Duo auf der Bühne ist nicht näher beschrieben. Der eine ist eher ernst und kariert (Rupert Hausner). Der andere, ein Wuschelkopf im Ringellook, strahlt heiter übers ganze apfelbäckige Gesicht (Andreas Laufer). Nach ihrem Auftaktakt müssen die Zwei erstmal das Aufstehen nachholen. Das Haus im Puppenstubenformat überlebt das nicht:. Es wird in zwei Hälften gerissen, das Innere liegt frei, und zwei Playmobilfiguren müssen das Bett verlassen und Dehnungsübungen machen. Die Großen stellen die nach.

Das geht ganz gut, wenn man ein Bein ausstrecken soll. Aber zwei? Gar der Spagat? Auch dafür gibt’s eine Lösung.

Sind diese Herausforderungen geschafft, stünde die Welt offen – wenn man denn wöllte. Der Apfelbäckige will nicht zuerst, der andere soll vor. Erstmal herrscht fröhlich Anarchie und Reimzwang. Endlich stehen die beiden vor der Tür. Angesichts des Bergs sagt der eine: „Steil“, reimt der andere „Seil“.

Natürlich macht das Seil ihr Leben nicht einfacher. Ihr Umgang damit ist völlig sinnfrei, aber voller Komik. Weiterhin treten in dem Stück von Ingeborg von Zadow auf: die Kuh und die Maus. Aber nur symbolisch. Ebenso symbolisch angedeutet werden in Grete Pagans Inszenierung die Angst, die Faulheit und die Schadenfreude. An Requisiten braucht’s einen Stuhl, ein Seil, ein Megaphon in Kuhfelloptik. Und dicke Tigerpantoffeln.

Lena Hinz hat die Bühne und die Kostüme gestaltet. Gottseidank hat sie die Schauspieler nicht als Clowns kostümiert. Fred keicher