Tübinger OB-Wahl

Daniela Harsch: „Wechselstimmung von vielen falsch eingeschätzt“

Die Tübinger Kultur- und Sozialbürgermeisterin Daniela Harsch (SPD) hat sich auf Facebook zum Wahlausgang, zu ihrer Rolle im Wahlkampf und zur Person Boris Palmer geäußert.

24.10.2022

Von ST

Daniela Harsch. Archivbild: Ulrich Metz

Daniela Harsch. Archivbild: Ulrich Metz

Als Mitglied der SPD seien die vergangenen Monate „nicht nur leicht für mich“ gewesen, gestand Harsch. Sie lobte Sofie Geisel für „einen beeindruckenden und engagierten Wahlkampf“, die 50-Jährige habe sich „in diese Stadt und alle Themen reingekämpft“ und der SPD „ein Gesicht gegeben“. Harsch erinnerte auch daran, dass sie als Mitglied der Verwaltungsspitze im Wahlkampf zur Neutralität verpflichtet gewesen sei.

Nun bleibt es beim Trio Palmer, Harsch und Cord Soehlke an der Spitze der Stadt. Der Amtsinhaber erhielt bei der gestrigen Wahl 52,4 Prozent der Stimmen. Geisel landete mit 21,4 Prozent noch hinter Ulrike Baumgärtner (Grüne/22,0) auf Platz drei. „Vielleicht war es der Wunsch nach Kontinuität in schwierigen Zeiten, vielleicht waren aber auch viele Menschen in der Stadt ehrlich davon überzeugt, dass Boris Palmer der Beste für die Stadt ist“, ordnete Harsch ein.

Vor zehn Tagen, als die SPD mit Kevin Kühnert auf dem Tübinger Holzmarkt um Stimmen kämpfte, war auf Geisels Instagram-Seite zu lesen, sie sei „die Frau, die Boris Palmer aus dem Rathaus schmeißt“. Am gestrigen Sonntag trennten beide über 13.000 Stimmen. Harsch schrieb nun: „Sicher ist, dass die Wechselstimmung in dieser Stadt von vielen falsch eingeschätzt wurde.“

Palmer als „Pizza Hawaii der Politik“

Auf ihrem Facebook-Account schrieb sie am Montag, Palmer sei „so etwas wie die Pizza Hawaii der Politik – es gibt keine neutrale Meinung“. Sie habe von Beginn an gesagt, dass sie nicht für die SPD bei der OB-Wahl gegen Palmer antreten werde. Dabei gab es durchaus einige Stimmen, die das gefordert hatten. „Manch einer hat mir das nicht geglaubt“, so Harsch. „Die Tatsache, dass eine so klare Aussage nicht ernst genommen wird, sagt wahrscheinlich mehr über das Gegenüber aus als über mich.“

Sie könne weder mit der Überhöhung noch der tiefsitzenden Ablehnung der Person Boris Palmer etwas anfangen. Beide arbeiten seit fast vier Jahren im Rathaus zusammen. Harsch gab an: „Es strengt mich an, dass es kaum einen Raum gibt, den ich betrete, in dem mir nicht eine Meinung zu Boris Palmer entgegenschlägt.“ Aus Tübingen zu kommen, erfordere permanent, sich zur Person Palmer zu verhalten.

„Hart in der Sache, offen für Argumente“

Sie erlebe mit dem OB einen Menschen, „der hart in der Sache ist, aber offen für Argumente“ – auch wenn sie manches nicht verstehe. Aber, schrieb Harsch, „ich bin auch nur seine Stellvertreterin, nicht seine Psychologin“. Quervergleiche Palmers mit seinem Vater will sie nicht gelten lassen. Auch Helmut Palmer polarisierte, war oft unbequem, wurde als „Remstal-Rebell“ bekannt. Doch „jenseits der vererbten Gene ist man für das eigene (schwierige) Verhalten und getroffene Aussagen auch immer selbst verantwortlich“, schrieb die Bürgermeisterin.

Tübingen sei „eine wundervolle und etwas verrückte Stadt“, hier herrsche ein Klima, in dem Menschen sich etwas trauen. Dass Tübingen oft innovativ („die Ersten und die Besten“) sei, habe „nicht alles etwas mit einem Oberbürgermeister zu tun“. Sondern auch mit der Devise: „Übers Ziel hinausschießen, Fehler machen, hinfallen und wieder aufstehen. Dabei entsteht viel Gutes. Aber eben auch nicht nur.“ Für viele Menschen sei das anstrengend.

Sie hoffe, so Harsch, „dass die nächsten Monate ruhiger werden und dass unsere Stadt wieder zu der Stadt wird, die sie eigentlich ist: Eine nicht sonderlich große und etwas aufgeregte Universitätsstadt im Süden des Landes“.

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Erstellt:
24.10.2022, 12:47 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 44sec
zuletzt aktualisiert: 24.10.2022, 12:47 Uhr

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