2. Basketball-Bundesliga

Daniel Jansson übernimmt die Tübinger Tigers

Daniel Jansson wird nächste Woche bei den Tigers Tübingen als Nachfolger des bisherigen Interimstrainer Andrew Hipsher vorgestellt werden. Der Klub plant eine Kursänderung.

16.04.2020

Von Tobias Zug

Basketball-Besessener und erfolgreicher Talente-Förderer: Daniel Jansson. Bild: Rudi Apprich

Basketball-Besessener und erfolgreicher Talente-Förderer: Daniel Jansson. Bild: Rudi Apprich

Hinweis: Die Informationen aus diesem Bericht zur Verpflichtung von Danny Jansson bestätigten die Tübinger Tigers am Freitagmorgen in einer Pressemitteilung.

Ein größerer bürokratischer Aufwand war es, bis die Tigers Tübingen die Lizenz-Unterlagen fristgerecht bei der Liga-Zentrale eingereicht haben. Geschäftsstellen-Leiterin Michaela Steck musste nach der Umwandlung der Tigers in eine Aktiengesellschaft (AG) alle Unterlagen dementsprechend ändern.

Das große Ziel der Tigers bei der AG-Umwandlung vergangenes Jahr war es, den Etat entscheidend zu erhöhen, um mit einem Budget von über drei Millionen Euro in zwei Jahren in die Bundesliga zurückzukehren. In der Corona-Krise ist dieses Vorhaben aber erst einmal ad acta gelegt. „Es gibt keinen Gedanken, aufzusteigen“, sagt Gunter Volck, Präsident des SV 03 Tübingen und Tigers-Aufsichtsratsvorsitzender, „von den drei Millionen sind wir weit entfernt, das ist jetzt eine ganz neue Situation.“

Kurswechsel bei den Tigers

Aber schon vor der Pandemie haben sich die Tigers-Verantwortlichen für einen Kurswechsel entschieden: Statt auf etablierte Spieler aus den USA wollen sie künftig mehr auf junge deutsche Spieler, auch aus dem eigenen Nachwuchs setzen. „Wir wollten den bisherigen Weg nicht so weiter gehen“, sagt Volck, „irgendwie kamen wir so nicht voran, wir wollen auch in der Spielkultur einen Neuanfang machen.“

Der soll definitiv ohne den bisherigen Coach Andrew Hipsher ausfallen. „Er war ja auch nur als Notlösung geplant, das war vertraglich auch so geregelt“, sagt Volck. Ein neuer Coach ist schon gefunden, Anfang nächster Woche wollen die Tigers ihn öffentlich vorstellen.

Es wird wie erwartet der Finne Daniel Jansson sein, der Wunschkandidat der Tübinger. Über das Interesse der Tigers hatte das TAGBLATT schon im Januar berichtet. Und Jansson ist einer, der auch in das neue Tigers-Profil passt: Der stets „Danny“ genannte bisherige Co-Trainer des Erstligisten Ulm ist spezialisiert darauf, mit jungen Spielern zu arbeiten. Jahrelang trainierte er die JBBL- und NBBL-Teams der Ulmer, wurde als NBBL-Trainer des Jahres ausgezeichnet, im vergangenen Jahr erhielt er den Kurt-Siebenhaar-Trainerpreis. Mit der OrangeAcademy feierte er im Jahr 2017 die ProB-Meisterschaft und stieg mit dem Team in die ProA auf, in der auch die Tigers spielen. Jansson entwickelte jetzige Profis wie David Krämer, der jetzt beim NBA-Farmteam der Phoenix Suns spielt, Christoph Philipps (Ulm) oder Marcell Pongo (Nürnberg). Intern hat Jansson seinen Plan auch bei den Tigers längst vielfach vorgestellt.

Bildergalerie: Die Tigers-Trainer seit 1991

Jansson gilt als Basketball-Besessener, als ein Philosoph des Sports, der sich selbst im Schlaf noch mit Basketball beschäftigt. Auch die Freundin des 40-Jährigen spielt Basketball. Beim Ulmer Erstliga-Team war Jansson zuletzt übrigens gemeinsam mit Tyron McCoy Assistant Coach, der von 2015 bis 2017 die Tigers in der ersten Liga trainiert hatte.

Der stets entspannt wirkende Coach sei bei seinen Jugendspielern sehr beliebt gewesen. Nach eigenen Angaben habe Jansson schon Erstliga-Angebote aus Finnland und ProA-Angebote (eines soll von den Kirchheim Knights gekommen sein) bekommen, die aber immer abgelehnt, weil er lieber mit jungen Spielern arbeiten möchte. Ein anderer Typ also als beispielsweise der vor der abgebrochenen Runde von den Tigers verpflichtete Coach Douglas Spradley, der mehr auf fertige Spieler setzte.

Jansson, der in Helsinki geboren wurde und auch libanesische Wurzeln hat, war einst selbst als Pointguard aktiv. Er spielte am College in den USA, in Holland, Belgien und natürlich Finnland. 2007 beendete er die aktive Profikarriere, stieg bei seinem Ex-Klub Vantaa im finnischen Süden als Jugendkoordinator und Trainer ein. Mit Erfolg. Bis 2014 die Anfrage aus Ulm kam.

Im Gespräch mit der Ulmer „Südwest Presse“ sagte Jansson einmal, er sehe sich „als Sherpa“. Denn: „Ich trage nur die Ausrüstung den Berg hoch. Wenn jemand nicht bereit ist, den Gipfel selbst zu erklimmen, dann bringt der beste Sherpa nichts.“ Er gilt als Förderer, aber auch als Forderer. Und eben als einer, der „den Mumm hat, die jungen Spieler einzusetzen“, wie es Ulms Sportdirektor Thorsten Leibenath einst ausdrückte.

Gunter Volck, Aufsichtsratsvorsitzender der Tigers Tübingen. Archivbild: Ulmer

Gunter Volck, Aufsichtsratsvorsitzender der Tigers Tübingen. Archivbild: Ulmer

Dass die Tigers trotz Corona-Krise die Lizenz-Unterlagen für eine weitere ProA-Saison einreichen, „das war von vornherein klar“, sagt Geschäftsstellen-Leiterin Michaela Steck. Die Tübinger Basketballer sind auch nicht mit den Volleyballern des TV Rottenburg zu vergleichen, die wegen einer Lücke von etwa einer viertel Million Euro weder für 1. noch 2. Bundesliga die Lizenz beantragen wollen. Die Sponsoren- und Zuschauerklientel der Klubs ist unterschiedlich, es gibt da kaum Berührungspunkte oder gar Konkurrenzsituationen. „Volleyball hat auch sicher nicht die Popularität wie Basketball“ sagt SV03-Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender Gunther Volck, „ich gehe davon aus, dass wir die Saison irgendwie stemmen werden, auch wenn wir nicht wissen, wie die Sponsoren wirtschaftlich in Zukunft aufgestellt sind.“

Große Zeichen habe es noch keine gegeben, der Klub wolle aktuell auch nicht auf diese zugehen, „wir wollen jetzt warten“, sagt Volck. Die Tigers spielen auf Zeit. Und fangen selbst an zu sparen, wo sie sparen können: Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, Wohnungen und Dienstwagen sind gekündigt worden.

Absage für das Traditionsturnier in Aix-en-Provence

Wegen der Corona-Pandemie ruht freilich auch beim SV 03 Tübingen der Sportbetrieb. Größere wirtschaftlichen Probleme für den Gesamtverein ergeben sich bisher allerdings noch nicht, sagt Präsident Gunther Volck. „Es ist halt sehr bedauerlich vor allem für die Kinder, dass sie keinen Sport betreiben können, denn gerade jetzt brauchen sie viel Bewegung.“ Die Basketball-Abteilung hat ihr Ostercamp abgesagt, vorgestern strich Geschäftsstellen-Leiterin Michaela Steck auch die traditionelle Teilnahme der Basketballjugend beim Pfingstturnier in der Partnerstadt Aix-en-Provence (Frankreich), zu der auch Tigers-Ex-Spieler und -Trainer Aleksandar Nadjfeji mitgegangen wäre. „Bis zum Schluss habe ich gehofft, wenigstens privat dort hin zu können“, sagt Steck, „aber das wird wohl auch nichts.“