Tübingen

Curevac sieht sich als kommerzielles Pharma-Unternehmen

Was als Start-up in Tübingen begann, hat sich laut Curevac zu einem kommerziellen Pharma-Unternehmen entwickelt. Zahlreiche Partner stehen inzwischen für die Produktion des Corona-Impfstoffs bereit. Die Frage der Zulassung ist noch ungeklärt.

24.06.2021

Von dpa/lsw

Ein Schild mit dem Logo des biopharmazeutischen Unternehmens Curevac steht vor der Zentrale in Tübingen. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Ein Schild mit dem Logo des biopharmazeutischen Unternehmens Curevac steht vor der Zentrale in Tübingen. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Tübingen. Die Tübinger Firma Curevac hat sich laut Vorstandschef Franz-Werner Haas von einer vorrangig durch Forschung geprägten Biotech-Firma zu einem kommerziellen Pharma-Unternehmen entwickelt. Gründe dafür seien vor allem die zahlreichen Kooperationen mit Pharma-Konzernen etwa bei der Entwicklung und Produktion von Corona-Impfstoffen, wie Haas bei der Online-Hauptversammlung mit Investoren am Donnerstag sagte.

Für die Produktion seines Corona-Impfstoffkandidaten CVnCov arbeitet Curevac mit mehreren Unternehmen aus der Branche zusammen. Wie der Münchner Partner Wacker Chemie mitteilte, hält das Unternehmen trotz des Rückschlags für den Impfstoff an seinen Produktionsplänen fest. Es gebe keine Änderungen, und die Verträge stünden, teilte eine Managerin mit. Weitere Kooperationen für die Entwicklung oder Produktion von Corona-Impfstoffen hat Curevac etwa mit Bayer, Glaxosmithkline und Rentschler geschlossen.

Zuletzt hatte Curevac bekanntgegeben, dass sein Corona-Impfstoffkandidat der ersten Generation nach einer vorläufigen Auswertung über eine Wirksamkeit von rund 47 Prozent verfügt. Damit wäre der Impfstoff deutlich weniger wirksam als andere Impfstoffe. Die Mitteilung hatte für einen deutlichen Rückgang des Börsenkurses und Enttäuschung bei Politikern gesorgt.

Wacker Chemie hat in den Niederlanden eine Produktion für den sogenannten mRNA-Impfstoff aufgebaut. Bereits zur Jahresmitte könne die nötige Geschwindigkeit erreicht werden, um 100 Millionen Dosen pro Jahr herzustellen, hieß es.

Curevac-Chef Haas erläuterte den Investoren erneut, welche Herausforderungen bei der Entwicklung des Corona-Impfstoffs bestehen. Zugleich betonte er, dass die Vorauszahlung der EU-Kommission von 450 Millionen Euro für die aus seiner Sicht gute finanzielle Lage des Unternehmens wichtig ist. Die EU hat sich bis zu 225 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs erster Generation sowie eine Option auf weitere 180 Millionen Dosen gesichert. Eine Zulassung des Impfstoffs steht bislang aus.

Eine wichtige Personalie war bereits vor der Hauptversammlung bekannt geworden. Curevac-Gründer Ingmar Hoerr zog seine geplante Kandidatur für den Aufsichtsrat wegen gesundheitlicher Probleme zurück, wie Curevac am Mittwoch mitgeteilt hatte. Hoerr war unter anderem als Vorstandsvorsitzender und Mitglied des Aufsichtsrats tätig und hatte sich im März 2020 in Folge einer Hirnblutung von seinen Posten im Unternehmen zurückgezogen.

Curevac wurde im Jahr 2000 als Start-up gegründet und hat sich auf die sogenannte mRNA-Technologie spezialisiert. Neben Corona-Impfstoffen entwickelt die Firma etwa auch Impfstoffe gegen Tollwut oder Gelbfieber sowie Mittel zur Krebsbekämpfung.